· 

Probleme bei Herzeingriffen in Zürcher Kinderspital

DMZ - Gesundheit / Wissen - Patricia Jungo ¦

 

Laut einer Studie gibt es am Zürcher Kinderspital auffallend viele Todesfälle bei Babys; dies nach Operationen aufgrund einer seltenen Herzkrankheit (Hypoplastisches Linksherzsyndrom). Kommt ein Kind mit diesem seltenen Herzfehler zur Welt, ist eine Operation unmittelbar nach der Geburt zwingend. Von den insgesamt drei notwendigen Eingriffen ist besonders der erste mit hohem Risiko verbunden. Das Spital selbst hat eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass zwischen 2001 und 2014 von 57 operierten Kindern 22 vor der zweiten Operation verstorben sind. Dies bedeutet, dass 39 Prozent aller Eingriffe tödlich geendet haben. Im Kinderherzzentrum im deutschen Giessen starben laut einer anderen Untersuchung von 1998 bis 2013 15 Prozent der jungen Patienten mit Hypoplastischem Linksherzsyndrom; am Kinderspital in Utrecht (Niederlande) waren es 19 Prozent. René Prêtre, bis 2012 Chefchirurg des Herzzentrums und an vielen der entsprechenden Operationen beteiligt, sagte gegenüber «CH Media», dass es Tatsache sei, dass es bei der Behandlung dieses Syndroms bessere Spitäler mit einer grösseren Erfahrung gebe. Urs Rüegg, Generalsekretär des Spitals, findet es wiederum höchst fragwürdig und unmöglich, die unterschiedlichen Studien ohne qualifizierte Kenntnisse der Herzchirurgie zu bewerten.

Gemäss Bericht von „CH Media“ wird die Behandlungsqualität auch durch innere Spannungen beeinträchtigt und Stimmen lassen verlauten, dass Chirurgie, Kardiologie und Intensivstationen nicht an einem Strang ziehen. Aus Angst vor Ärger mit Kollegen und um die Karriere nicht zu gefährden, wollte aber niemand offen und klar dazu Stellung nehmen. Scheinbar werden seit längeren Jahren heftige Konflikte am Kinderspital ausgetragen, welche nicht bis an die Öffentlichkeit gelangt sind. Der Fall eines entlassenen Assistenzarztes, der mit Hungerstreik auf diese Situation aufmerksam machen wollte, wurde allerdings bekannt. Ende April gab es zudem in der SRF-Sendung «10vor10» einen Bericht von Eltern eines verstorbenen Babys, der verlauten liess, dass sich Ärzte sogar am Bett der Patienten stritten. Die Eltern haben diese Spannungen unter den Ärzten als sehr belastbar empfunden. Die Wahrnehmung des Spitals steht in krassem Gegensatz zu den anonymen Quellen der „CH Media-Gruppe. Das Kinderspital beschreibt die Zusammenarbeit unter den Abteilungen zwar als sehr anspruchsvoll, betont aber, dass Diskussionen immer konstruktiv geführt würden.