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Exotisch

DMZ - Leben - Silvia Kölbener-Fasel ¦

#mittellaendische

 

Was wirkt auf uns exotisch? Oder andere Wörter dafür sind andersartig, aussenstehend. Nicht leicht, diese Frage in wenigen Worten zu beantworten bei der ganzen Überflutung fremdartiger und mehr oder weniger vertrauter Gegebenheiten, die sich bereits nach dem Erwachen morgens ergeben: Woher stammen die Pflegeprodukte für unsere tägliche Körperpflege, woher die Zutaten für unser Frühstück, wie hören sich die unterschiedlichen Sprachen an auf dem täglichen Gang zur Arbeit oder zum Einkaufen? Welche Vogel- und Tierarten, die wir beobachten sind wirklich einheimisch?

Und gerade dieser Aspekt der alltäglichen Vielfalt macht das Leben zwar nicht einfacher, kann aber die Eintönigkeit eines vielleicht monotonen Alltages bereichern. Wir sind gezwungen, uns mit Fremdartigem auseinanderzusetzten und ihm eine Chance zu geben, es zu mögen und damit vertraut zu werden. Wenn wir bis anhin gewisse Dinge, Ansichten, Begebenheiten aus Bequemlichkeit einfach akzeptiert haben, könnte vielleicht etwas Spontaneität diesbezüglich nicht schaden!

Schon nur der Bereich unserer Nahrung mit seinem überdimensionierten Angebot sind ein Paradebeispiel dafür, wieviel Exotik in den letzten Jahrzehnten bei uns Einzug gehalten hat. Ananas, Straussenfilet oder Krabbenfleisch aus Übersee sind heute Gang und Gäbe. Wenn wir nicht genau auf die Etikette des Produzenten achten, konsumieren wir vielleicht ungewollt einen Kopfsalat aus den Niederlanden, Karotten aus dem Osten, oder Äpfel aus Spanien, obwohl es alles aus «Nachbars Garten» gegeben hätte.

Aber zurück zur spannenden Exotik: Unsere ganze Ernährungszubereitung hat natürlich vom Einzug fremder Kulturen enorm profitiert. Wer geniesst nicht gerne einmal eine köstliche Currysauce anstatt der traditionellen Rahmsauce unserer Grosseltern, ein «Garnelen Pancake» oder einen chilenischen Quinoa-Salat?

Mit etwas kulinarischer Neugierde für Neues, einem gesunden Kochverständnis, und frischen Marktprodukten lassen sich kreative exotische und einheimische Erzeugnisse wunderbar kombinieren.

Kennen Sie Quinoa? Eines der nährstoffreichsten Körner der Welt. Die Inkas begannen diese Pflanze vor über 5000 Jahren zu kultivieren. Spanische Seefahrer vernichteten die Quinoa-Kulturen auf ihren Landangriffen, doch glücklicherweise wuchs das kräftige Korn wild weiter. Im 20. Jahrhundert wurden dann nordamerikanische Bauern wieder auf den hohen Nährwert dieses bescheidenen Korns aufmerksam, und begannen es in den Rocky Mountains grossflächig anzubauen. Heute nimmt diese Pflanze auf dem Nahrungsmarkt eine wichtige Rolle ein.

Quinoa wird oft als Getreide bezeichnet, ist jedoch ein Gemüse. Chenopodium quinoa, so der lateinische Name, ist verwandt mit Spinat oder Mangold. Die kleinen, flachen Körner können schwarz, gelb, rot oder violett sein. Die Pflanze ist reich an Eisen, Magnesium, Kalzium und Kalium. Zudem ist sie ein genialer Lieferant von gesunden Nahrungsfasern, Kohlehydraten und den lebenswichtigen Aminosäuren Lysin, Methionin und Cystein. Diese gelten als unverzichtbare Nährstoffe für einen reibungslosen Ablauf des Energiestoffwechsel in den Gehirn- und Muskelzellen.

Da Quinoa nicht zu den Getreiden gehört, lässt es sich ausgezeichnet in der Gluten freien Küche verwenden, und gilt als guter Ersatz für uns vertrautere Getreidemehle. Halten Sie sich möglichst genau an die empfohlenen Angaben der Rezepturen, denn Quinoa ist leicht fetthaltiger, dafür werden die Speisen sehr saftig und gehaltvoll.

Wenn Sie bereit sind für ein bisschen Wagemut in ihrem kulinarischen Küchenalltag, hier mein Vorschlag für ein leichtes und bekömmliches Frühlingsgericht mit Quinoa:

Quinoa mit Endiviensalat und Spargel (für 4 Personen)

175 Gramm Quinoa, 1 Esslöffel natives Öl, 1 Kopf Endiviensalat, 2 gepresste Knoblauchzehen, eine Messerspitze natriumarme Gemüsebrühe, 20 Gramm frische, glatte Petersilie gehackt, Salz, 2 Esslöffel geriebenen Hartkäse, pro Person ca. 3 frische, grüne Spargeln.

Schälen die die Spargeln und kochen Sie sie in leichtgesalzenem Wasser gar – sie sollten noch leicht bissfest sein – und schütten Sie das Wasser ab. Schneiden Sie sie in mundgerechte Stücke und behalten Sie die etwas längeren Spitzen für die Garnitur beiseite. Waschen Sie den Salat gut und schneiden Sie ihn in Streifen. Kochen Sie die Quinoakörner nach Produkteangabe weich, würzen Sie mit der Gemüsebrühe. Erwärmen Sie das Öl in einer beschichteten Pfanne leicht an, geben Sie die Salatstreifen und den gepressten Knoblauch dazu, und lassen Sie den Salat leicht zusammenfallen. Salzen Sie nach Bedarf. Mischen Sie den Quinoa und die Spargelstücke vorsichtig darunter, richten Sie auf 4 vorgewärmte Teller an und garnieren Sie mit den Spargelspitzen, dem geriebenen Hartkäse und der Petersilie.