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Pause gefällig?

DMZ - Gesundheit / Wissen - Patricia Jungo ¦

#mittellaendische

 

Lange ist es für viele von uns her, seit wir in der Schule die Pausen sehnsüchtig herbei gewünscht haben, um sie dann in vollen Zügen zu geniessen. Den Kindern sind die Pausen auch von Herzen gegönnt. Je älter wir werden, desto mehr verlieren sie von ihrem Glanz. Kurz sollen sie sein, nicht zu häufig; ihnen haftet das Etikett von Bequemlichkeit, gar Faulheit und Misserfolg an. Jeder weiss, dass „Erfolg“ nur durch harte Arbeit möglich ist und alle scheinen daran zu glauben. Ist es jedoch nicht an der Zeit, Arbeit und Pausen als Partner statt als Konkurrenten zu sehen? Zeit, für ein wenig Ruhe? Was, wenn sich der vielgepriesene Erfolg (für wen?) ohne die Pausen gar nicht einstellen könnte? In einer Zeit, wo wir immer auf Achse sind und konstant vernetzt, gilt Überarbeitung bereits als Tugend. Unser natürliches Bedürfnis nach Pausen und Ferien wird oft als Schwäche taxiert. Die Welt dreht sich viel zu schnell, alles läuft rund um die Uhr. Eine Innovation folgt der anderen und wir glauben, für unseren unermüdlichen Einsatz den gerechten Lohn zu erhalten. In unserem Innern schlummert die Wahrheit und wir kennen sie. Wie gut, sie ab und zu wieder an die Oberfläche zu holen: Wer Ruhepausen und Erholung einplant, ist leistungsfähiger. Auch Topathleten wissen beispielswiese, wie wichtig es ist, Pausen einzulegen; genauso wichtig wie ausdauernd und viel zu trainieren. Ruhezeiten helfen, die Batterien aufzuladen, geistig und körperlich. So brauchen auch kreative Geister unbedingt Zeit, neue Ideen zu entwickeln und zu vertiefen und schon eine kurze Pause erhöht die Wachsamkeit. Ruhepausen müssen nicht passiv sein. Lernt man sie zu nutzen, hat man mehr vom Leben. Wir haben es verlernt, die Pausen zu nutzen und sie als das zu sehen, was sie sind: etwas ganz Natürliches. Im Gegensatz zu den Kindern, die sie einfach geniessen und einfordern, müssen wir die Fähigkeit, Pausen richtig einzusetzen, anscheinend neu trainieren. Neurowissenschaftler belehren uns, dass das Hirn nicht abschaltet, wenn wir Pausen machen und uns entspannen. Die Gehirnnetzwerke, die für unsere Aufmerksamkeit sorgen, fahren herunter und das Ruhezustandsnetzwerk übernimmt. Dieses ist Profi darin, Fakten abzurufen, Zukunftsvisionen zum Leben zu erwecken und neue Verbindungen zu knüpfen. Viele kreative Köpfe haben dies vor allem bei Spaziergängen in der Natur festgestellt oder auch beim Fitnesstraining. Dabei scheint es der Wechsel zwischen Stunden fokussierter Arbeit und bewusster Ruhe zu ermöglichen, weiter an Problemen zu arbeiten und gleichzeitig in bewusster Aufmerksamkeit zu entspannen. Bewusste Ruhe bringt bessere Ideen zutage, braucht aber eine gewisse „Anlaufszeit“. Gegensätzlich zu permanenter Überarbeitung, die ausser totaler Erschöpfung nicht viel bringt, helfen gezielte Pausen (nach individuellem Bedürfnis gestaltet), einen auf längere Sicht produktiveren Arbeitsstil zu pflegen. So kann beispielsweise der Lohn eines gezielten Nickerchens sehr wertvoll sein. Jeder muss spüren, welche Art von Pausen ihm am besten entspricht. Es leuchtet ein, dass Aktivitäten, die körperlich und psychisch sehr viel fordern, weniger geeignet sind; sind sie doch mit der Arbeit vergleichbar; nur der Kontext ist dabei anders. Machen wir es wie die Kinder: Geniessen wir die verdienten Pausen und lassen wir sie mit der Arbeit Hand in Hand gehen. Der „Erfolg“ wird sich rasch einstellen und viel nachhaltiger sein.