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Mehr Unordnung für Bienen

DMZ - UMWELT - Patricia Jungo ¦

#mittellaendische ¦

 

Gartenbesitzer, die etwas weniger ordentlich sind und Blumenwiesen statt kurzgeschorenen Rasen, Totholz und einheimische Hecken statt aufgeräumte Beete haben, können viel für die Bienen tun. Pestizide und Krankheiten setzen den Bienen sehr zu und bringen auch ihre wertvolle Funktion als Bestäuber in Gefahr. Am heutigen Welt-Bienentag wollen Forschende, Umwelt- und Imkerverbände auf die schwierige Situation der Tiere hinweisen. In den Städten könnte viel für die Bienen getan werden; vor allem für Wildbienen wie Hummeln oder Mauerbienen, die anders als Honigbienen solitär leben. In Gärten, Parks und Balkonen in der Stadt gibt es viele Nahrungsquellen, da immer wieder etwas zwischen zeitigem Frühjahr und spätem Herbst am Blühen ist. Dies kommt natürlich den unterschiedlichen Ansprüchen verschiedener Bienenarten entgegen; so Bienenforscher Peter Neumann von der Universität Bern. Er erklärt, dass Wildbienen wie Hummeln schon zeitig im Frühjahr Nahrung suchen und Honigbienen im Spätherbst noch guten Pollen und Nektar brauchen, um den Winter zu überstehen. Er rät Gartenbesitzern daher auf grosse Kies- und Betonflächen verzichten. Würde man den Rasen oder zumindest Teile davon nur selten mähen, könne er zur Blumenwiese heranwachsen. Seiner Meinung nach würden sich städtische Grünflächen viel insektenfreundlicher gestalten lassen; nämlich mit mehr blühenden Wiesen statt kurzgeschnittenem Rasen. Das setze allerdings neue Entwicklungen im Ästhetikverständnis voraus, nach dem man einer summenden Blumenwiese mit Bienen und Schmetterlingen den Vorrang geben würde. Ideal wäre es einen Teil des Rasens kurz zu halten fürs Grillieren und Verweilen im Park und andere Teile mehr der Natur zu überlassen. Auch geeignete Nistmöglichkeiten tragen dazu bei, die Artenvielfalt der Bienen in der Stadt zu fördern. Mehr Unordnung in den Gärten und Parks würde auch hier helfen: Morsche Bäume, einheimische Hecken, offene Erde oder totes Holz sind ideale Nisthöhlen für Wildbienen. Diese Nistgelegenheiten müsse es in der Nähe von Nahrungsquellen geben, sagte Neumann. Auch die schönste Blumenwiese bringt dem Hummel nichts, wenn es weit und breit keine Nistmöglichkeit gibt. Obwohl Insektenhotels und Hummelkästen durchaus hilfreich sein könnten, sei es wichtig, dass man sich vorher darüber informiere. Beispielsweise dürfen Hummelkästen nicht zu sauber sein. Am besten würden Hummeln Nistplätze gefallen, wo vorher eine Mäusefamilie gehaust hätte. Das Wichtigste ist, dass Besitzer von Gärten und Balkonen keine Insektizide brauchen. Leider haben alle handelsüblichen Mittel Breitbandwirkung. Dabei sind unerwünschte Effekte auf andere Insekten als die, auf die man abzielt, nicht zu vermeiden. Neuman findet es positiv, dass es immer mehr Privatpersonen gibt, die Freude am Imkern haben und dies mehr für die Bienen als für den Honig. Dabei könnten Imker die Tiere teils artgerechter halten. Auch für den richtigen Umgang mit der Infektion mit der Varroa-Milbe, an der sämtliche Bienenvölker Europas leiden, sei eine gute Ausbildung der Imker wichtig.