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Studie sieht Mängel beim Strahlenschutz

DMZ - TECHNIK / Patricia Jungo ¦

#mittellaendische ¦

 

Die aktuellen Notfallpläne des Bundes würden die Bevölkerung im Falle eines grossen Unfalls in einem Schweizer AKW nicht genügend schützen. Dies zeigt das Fazit einer Studie von Umweltschützern. Die Schweizer wären also nicht genug vorbereitet, sollte es in einem Atomkraftwerk zu einem GAU kommen. Die am Montagabend veröffentlichten Resultate des Instituts Biosphère stützen sich auf Unfallsimulationen an den vier Schweizer AKW, realen Wetterdaten und neuen medizinischen Erkenntnissen. Auch die Ausbreitung der radioaktiven Wolke wurde von den Forschern insbesondere analysiert. Falls sich in Beznau, Gösgen, Mühleberg, Leibstadt oder im französischen Kernkraftwerk Bugey ein grosser Unfall zuträgt, sind in der Schweiz und den Nachbarländern langfristig mehr als 100‘000 Strahlenopfer zu erwarten. In Europa wären rund zwanzig Millionen Personen von der Verstrahlung betroffen. Man schätzt die bei einem schlimmen Störfall freigesetzte Radioaktivität auf das Dreissigfache des Wertes, auf den sich Planung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Babs) stützt. Aus diesem Grund ist es für Vertreter der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) und des Netzwerks für den Atomausstieg „Sortir du nucléaire“ klar, dass die Schweiz auf einen grossen Kernkraftwerksunfall nicht ausreichend vorbereitet ist. Die Umweltschützer fordern die dringende Planung der Stilllegung von Kraftwerken. Mit einer Petition verlangen sie vom Bundesrat, dass ein Zeitplan für die Schliessung der AKW vorgelegt wird. Auch soll die Regierung eine rasche Revision des zurzeit unzureichenden Schutzkonzeptes in Angriff nehmen. Man erinnere sich daran, dass sich das Schweizer Stimmvolk im November 2016 gegen eine Laufzeitbeschränkung der Schweizer AKW ausgesprochen hatte (mit 54 Prozent). Daher bleiben die Atomkraftwerke solange am Netz, wie sie von der Aufsichtsbehörde als sicher eingestuft werden (Ausnahme ist, dass die Betreiber sie aus wirtschaftlichen Gründen abschalten). Im Dezember dieses Jahres wird das AKW Mühleberg stillgelegt. Mangels Unterschriften scheiterte auch eine erneute Atomausstiegsinitiative im letzten Herbst.