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Demonstration vor Freiburger Firma Sogescol

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN - Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

»Socfin – we are watching you« war auf dem Transparent zu lesen, das einige Demonstranten am Dienstag vor dem Schweizer Hauptsitz der Firma Sogescol in Freiburg ausrollten. Die Geschichte dazu haben wohl nur wenige mitbekommen, sie ist komplex.

Es dreht sich alles um Gepflogenheiten des Kautschuk- und Palmölkonzerns Socfin aus Luxemburg. Gegen diese hat die liberianische NGO Green Advocates im Namen von 22 Dorfgemeinschaften bei der International Finance Corporation (IFC) eine Beschwerde eingereicht. IFC ist bei der Weltbank für die Finanzierung privater Unternehmen zuständig und hatte der liberianischen Socfin-Tochter SRC 2008 einen Kredit von zehn Millionen US-Dollar zum Ausbau ihrer Kautschukplantage

gewährt. Konkret geht es bei der Beschwerde um gravierende Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Verstoss gegen Landrechte im Zusammenhang mit Kautschukplantagen des Konzerns. Gefordert wird nun, dass die in einer Studie von »Brot für alle« dargestellten Vorwürfe untersucht werden und dass dafür gesorgt wird, dass die geschädigten Menschen zu ihrem Recht kommen.

Die im Februar publizierte Studie stellt ausführlich dar, dass beim Ausbau der Kautschukplantagen zahlreiche Menschen ihr Agrarland verloren, auf das sie zum Überleben angewiesen sind. Zudem seien heilige Wälder und Gräber zerstört worden und der Zugang zu Wasser habe sich verschlechtert. Viele Menschen berichteten gar, ihr Wasser sei durch Pestizide der Plantagen verunreinigt worden. Im weiteren erklärten Frauen, sie seien immer wieder sexueller Gewalt durch Subunternehmer und teilweise auch durch Sicherheitsleute der Plantagen ausgesetzt.

Praktisch der gesamte Kautschuk Socfins aus Liberia wird über die in Freiburg ansässige Socfin-Tochterfirma Sogescol FR SA gehandelt und auf den Weltmarkt gebracht, weshalb diese nun ins Visier der NGOs und damit ins Visier der Öffentlichkeit gerät. Sogescol übt de facto die wirtschaftliche Kontrolle über die Plantagen aus, hat es aber unterlassen, eine Sorgfaltsprüfung durchzuführen oder Massnahmen zu ergreifen, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Mit der Konzernverantwortungsinitiative, die derzeit in der parlamentarischen Beratung steckt, wäre Sogescol dazu sogar gesetzlich verpflichtet.

Der Socfin-Konzern gerät auch andernorts unter Beschuss. Am Montag hat eine Koalition von zehn internationalen NGOs – darunter Brot für alle – unter Führung der Organisation Sherpa eine Klage gegen die französische Bolloré-Gruppe eingereicht, der fast 40 Prozent der Aktien von Socfin gehören. Dabei geht es um die OECD-Beschwerde in einem Fall von Landraub und anderen gravierenden Menschenrechtsverletzungen auf einer Palmölplantage der Socfin-Tochter Socapalm

in Kamerun.

Kautschuk und Palmöl, über beide gibt es viel Negatives zu lesen. Lesen kann man auch im Logo von »Socfin« (socfin.com). Dort heisst es »responsible tropical agriculture« - verantwortungsvolle tropische Landwirtschaft. Angesichts der zunehmenden Vorwürfe stellen sich hier doch ein paar Fragen.