· 

Die Gerechtigkeit steckt im Kopf

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

#mittellaendische ¦

 

Dominic Näpfer ist Schüler an der Kantonsschule Baden. Als er den Begriff «Gerechtigkeit» zu ergründen versucht, findet er etwas ganz anderes Wesentliches heraus: Begründungen dürfen nie Rechtfertigungen sein.

«Es kann keine Gerechtigkeit geben zwischen den Menschen, da jeder Mensch sich vom anderen unterscheidet. Wo es Unterschiede gibt, gibt es Ungerechtigkeiten.» Eine ziemlich scharfe Aussage, die zu rechtfertigen versucht, weshalb es auf der Welt Ungerechtigkeiten zwischen Menschen gibt. Es wird behauptet, dass Menschen unterschiedlich seien und sich somit die einen für etwas Besseres hielten als andere. Doch ist diese Ungerechtigkeit wirklich so einfach mit zwei Sätzen zu erklären?

Ungerechtigkeit gibt es schon, seit es Menschen gibt. Schon immer wurden gewisse Menschen von anderen misshandelt, unterdrückt oder gefoltert, weil sie in ihren Augen nicht so viel Wert waren. Dieses Denken existiert wohl bis in die heutige Zeit. Obwohl gerade in einem Land wie der Schweiz stark darauf geachtet wird, dass überall Gerechtigkeit herrscht. Doch es ist noch nicht lange her, da betrachteten viele Weisse die Schwarzen als minderwertig. Ein Beispiel ist natürlich Südafrika. Hier herrschte über Jahre hinweg eine Apartheidspolitik, in der die Schwarzen unterdrückt wurden.

Näher an unserer eigenen Realität ist das Beispiel der Emanzipation. Früher war immer alles klar geregelt: Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um den Haushalt. Auch das war eine Ungerechtigkeit, weil man sich nicht selbst aussuchen konnte, was man tun möchte. Auch haben die Frauen in der Schweiz erst seit 1971 das Wahl- und Stimmrecht. Das ist gerade mal etwas weniger als 50 Jahre her. Eine Ungerechtigkeit aufgrund von äusserlichen Unterschieden. Also könnte man sagen, dass obenstehende Aussage stimmt? Wenn man Unterschiede sucht, so wird man diese finden. Zieht man sie aber zur Rechtfertigung von Ungerechtigkeiten heran, sucht man nicht nach Veränderung. Man redet die Ungerechtigkeiten bloss schön.

Allerdings kann Gerechtigkeit erst dann vorhanden sein, wenn man jeden Menschen so akzeptiert, wie er ist. Man muss lernen, an andere zu denken und sich dafür einzusetzen, dass Gerechtigkeit existieren kann. Das Problem liegt nicht in der Unterschiedlichkeit, sondern in der Denkweise vieler Menschen.

Deswegen ist es wichtig, nicht nach Rechtfertigungen zu suchen, sondern nach Lösungen. Klar ist, dass Ungerechtigkeit auf dieser Welt weiterhin existieren wird. Aber wenn man versucht, den Fokus nicht auf die Unterschiede zu richten und diese Sicht auch weitervermittelt und sich für sie einsetzt, so wird man trotzdem etwas bewirken können.