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Organspende-Verbot von Ärzten gefordert

DMZ ¦ GESUNDHEIT / WISSEN ¦

Patricia Jungo ¦ Quelle: higgs.ch

#mittelländische ¦

 

Eine Volksinitiative will erreichen, dass jeder zum Organspender wird, der sich nicht aktiv dagegen stellt. Laut Swisstransplant warten in der Schweiz etwa 1400 auf ein Spendeorgan. Jedes Jahr sterben Dutzende von Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten. Die im März dieses Jahres lancierte Volksinitiative soll helfen die Spenderzahlen zu erhöhen. Bei dieser Lösung wäre im Todesfall jeder Spender, wenn er sich nicht explizit dagegen ausgesprochen hat. Eine Gruppe von Medizinern will nun aber genau das Gegenteil erreichen: Der Verein Ärzte und Pflegefachpersonen gegen Organspenden am Lebensende (ÄPOL) verlangt in einer Petition ein Moratorium von Organspenden nach dem Herztod. Momentan ist der Stand bei 150 Unterschriften. Bei Erreichen von 1000 wird die Petition an Gesundheitsminister Alain Berstet gesandt. In unserem Land ist es erlaubt, einem Spender bereits fünf Minuten nach dem Herzstillstand die Orange zu entnehmen. Für Alex Frei vom Verein ÄPOL ist diese Zeit viel zu knapp bemessen. Er sagt, es bestehe kein Beweis dafür, dass die Gehirnpunktionen dann schon unwiderruflich beschädigt seien. Dabei erwähnt der pensionierte Arzt eine im April in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte US-Studie. Dabei konnten die Forschenden der Yale-Universität bei Schweinen vier Stunden nach dem Tod die Hirnfunktionen wiederherstellen. Allerdings wurden keine globalen Hirnströme gemessen in Form von EEG-Signalen. Es bestanden also keinerlei Zeichen von Wahrnehmung oder Bewusstsein. Für Frank Immer, Direktor von Swisstransplant, dokumentiert die Studie nur Tatsachen, die bereits bekannt sind: Bestimmte Zellen können nach längerem Unterbruch des Blutzuflusses wieder funktionstüchtig werden. Was aber die Nerven betreffe, seien diese nach kurzer Zeit schon so stark geschädigt, dass sie nicht mehr zurückkämen, fügt Immer an. Das Ableben der Patienten sei vom Ausfall des Hirns markiert. Für Frei bestehen jedoch Zweifel an dieser Todesdefinition. Er betont, es könnten nur lebende Organe von lebenden Körpern verpflanzt werden. Also leuchte es ein, dass ein Organspender bei der Entnahme nicht tot sei. Es bestehe auch kein endgültiger Beweis, dass dem Spender so nicht geschadet werde. Dem widerspricht Frank Immer von Swisstransplant klar und sagt, die Todesdefinition (Ausfall der Hirnfunktion als Kriterium für den Tod) sei international unumstritten und wissenschaftlich breit gestützt. Die Endgültigkeit des Hirntods habe sich in jahrzehntelanger medizinischer Praxis bestätigt. Auch sei kein Fall bekannt, bei dem es nach dem Hirntod wieder zum Erlangen essenzieller Hirnfunktionen gekommen sei.