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Migros und «Zur Rose»-Mehr Gesundheitsdaten für die Detailhändler

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

Patricia Jungo ¦ SRF news ¦

#mittelländische ¦

 

Dass die grossen Detailhändler ständig auf der Suche nach neuen Absatzmärkten sind, ist bekannt. Mehr und mehr stösst jedoch das Wachstum im angestammten Bereich an Grenzen. Im Gesundheitsbereich sehen die Detailhändler grosses Potenzial. So arbeitet Coop schon länger mit der Apotheken-Kette Amavita zusammen und die Migros beteiligt sich an der Arztpraxen-Kette-Medbase. Der Medikamentenmarkt ist in der Tat sehr attraktiv und die Schweizer kaufen sehr viele Medikamente und laut Experten wird dieser Markt in den nächsten Jahren noch weiter wachsen. Die Migros arbeitet neu mit der Apotheken-Kette „Zur Rose“ zusammen. Dies soll den Kunden einen besseren Zugang zu Medikamenten ermöglichen. Die Gefahr dabei ist, dass mehr gekauft wird als benötigt. Obwohl vereinzelte Medikamente in ihren Läden zu einem etwas tieferen Preis angeboten werden, scheint es übertrieben von einer Senkung der Gesundheitskosten durch die Zusammenarbeit zu sprechen. So ist es bekannt, dass es nicht die frei zugänglichen Medikamente sind, die die höchsten Kosten im Gesundheitswesen generieren. Die Migros wird es bestens verstehen, die Apotheken geschickt in ihren Läden zu platzieren und durch die Abgabe in den Medbase-Zentren den Patienten noch ein Stück näher zu sein. Aus diesem Grund ist eher eine Zunahme des Medikamentenverkaufs zu befürchten. Dies sieht auch die Konsumentenschützerin Sara Stalder so. So führt sie aus, dass es zwar positiv sei, wenn Konsumenten, die in abgelegenen Gebieten daheim sind, einfacher zu Medikamenten kommen. Aber die höhere Verfügbarkeit berge auch die Gefahr, dass diese dann Medikamente kaufen würden, die gar nicht gebraucht werden. Stalder erwähnt auch den Datenschutz. Für sie ist es vorauszusehen, dass die Migros uns bald besser kennt als wir uns selbst und über viele Daten verfügt zu unserem Einkaufverhalten, zum Sport, unseren Arztbesuchen und dann ja auch zum Medikamentenkauf. Der Detailhändler erreicht dann eine gewisse Marketingmacht, die auch Türen zur Kundenmanipulation öffnen könnte. Eine weitere Gefahr sei bei dieser Datenfülle nicht zu unterschätzen; nämlich jene, dass jemand bewusst in die Datenbank der Migros eindringen könnte. Der Apothekerverband gibt sich eher gelassen. Sprecherin Stephanie Balliana sagte, Konkurrenz sei ja nichts Neues. Die Margen seien heute schon sehr eng. Falls Migros und „Zur Rose“ Tiefstpreise praktizieren sollten zum Einstieg, wäre steigender Druck möglich. Auch bestehe ein Mangel an Fachpersonal. Die gute Positionierung der unabhängigen Apotheken würden auf gute Beratung setzen statt auf Mengen.