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Krankenkassen - Der nächste Schub folgt

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

Wer im letzten Jahr angesichts der ‚nur’ um ein Prozent zunehmenden Kosten für die obligatorischen Krankenpflegeversicherung aufatmete und insgeheim die Hoffnung hegte, der Bund bekomme nun endlich die Kostenexplosion der Prämien in den Griff, hat sich einmal mehr täuschen lassen. Der Krankenkassenverband santésuisse bezeichnet dieses Intermezzo in einer aktuellen Meldung als ‚Atempause’ und moniert, es stehe aufgrund der aktuellen Kostenentwicklung und der Schätzung der künftigen Kostenentwicklung zu befürchten, dass mit einer Prämienerhöhung von jeweils rund drei Prozent im laufenden und im kommenden Jahr zu rechnen sei.

Für die Prämienzahler braucht es endlich griffige Gegenmassnahmen, die seit Jahren diskutiert, aber nicht umgesetzt werden. Seit 25 Jahren um genau zu sein.

Die Abstimmung vom 4. Dezember 1994 war im Nachhinein ein folgenloser Riesengau auf Rechnung der SP. Die damalige Innenministerin Ruth Dreifuss versprach nämlich Grosses: »Mit dem neuen Bundesgesetz über die Krankenversicherung wollen Bundesrat und Parlament wirksame Massnahmen gegen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen ermöglichen« so der bundesrätliche Begleittext zur Abstimmung. Und weiter »Das neue Krankenversicherungsgesetz (KVG) stellt eine qualitativ hochstehende und für alle tragbare medizinische Versorgung sicher.« Insidern zufolge ist allerdings anzunehmen, dass es eher darum ging, die für die Bundessubvention der bisherigen Krankenversicherung reservierten Gelder abzulösen um sie anderweitig zu ‚verbraten’ und derweil die Kostenexplosion den Versicherten zu überlassen.

Wer etwas anderes sagte, wurde denn auch der Manipulation und Falschaussage bezichtigt. Dreifuss‘ unermüdlichem Einsatz im Vorfeld zur Abstimmung über die Vorlage ist es zu verdanken, dass die Abstimmung knapp angenommen wurde, die Krankenkassenprämien seither ungehemmt explodieren können und praktisch jeden Herbst für einen neuen Prämienschock sorgen. Das Versprechen sah vor, dass die Prämien nicht stärker steigen sollten als die allgemeinen Lebenskosten und die Löhne. Das Gegenteil ist der Fall. Lebensmittel, Bekleidung, elektronische Produkte und Telefonie wurde laufend billiger und die Löhne nahmen schwächelnd zu, während die Krankenkassenprämien regelrecht explodierten. Es gibt mehr als genug Familien, welche der SP trauten und heute sich infolge der hohen Prämien für eine Zwangsversicherung das Fleisch auf dem Teller nicht mehr leisten können. Obschon unterdessen auch die Ehefrau zwingend einer möglichst gut bezahlten Tätigkeit nachkommen muss um die Existenz der Familie zu ermöglichen, während die Kinder in die Kita abgeschoben werden.