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Bilder von Kindern im Internet

DMZ - DIGITAL / TECHNIK ¦

#mittellaendische ¦

 

Immer noch gibt es diese Diskussion, und das ist gut so. Einige Menschen reagieren sachlich auf das Posten von Kinderbildern im Internet, andere zeigen mit ihren Kommentaren eindrucksvoll, dass es Wichtigeres gibt im Umgang mit Menschen und Technik. Einige stören sich daran, und das war zu erwarten. Unter vermeintlich intellektuellen Eltern gilt es heute als ausgemacht, das Gesicht ihres Kindes nicht im Internet zu zeigen. Da fragt man sich nach dem Sinn, überhaupt Bilder zu posten. Man darf dieser Regel natürlich folgen, sie ist durchaus legitim, dasselbe Verhalten von anderen Eltern zu erwarten ist allerdings falsch.

Natürlich muss man sich, so oder so, gründlich mit den Privatsphäre-Einstellungen des sozialen Netzwerkes vertraut machen und auch nur sinnvolle und vernünftige Posts absetzen. Wichtig ist, eigenverantwortlich und selbstbewusst mit sozialen Netzwerken umzugehen. Aber es stellt grundsätzlich kein Problem dar, wenn man harmlose Bilder von Kindern ab und zu postet. Von ganzen Alben sieht man grundsätzlich immer besser ab. Besser ist es, unnötige Bilder einfach wegzulassen oder die Kinder lieber beim Herbstspaziergang von hinten zu fotografieren und so ein neutrales Bild einzustellen. Sobald Kinder 14 Jahre alt sind – davon geht auch das Schweizer Recht aus – ist die Urteilsfähigkeit soweit gegeben, dass das Kind bei jeder Form von visuellen und auditiven Inhalten um Erlaubnis gebeten werden muss. Denn in der Schweiz gilt das Recht am eigenen Bild, auch für Kinder: Kinder ab 12 Jahren dürfen selber entscheiden, ob Eltern ihr Bild veröffentlichen dürfen oder nicht. Bei unter 12-Jährigen dürfen die Eltern nur harmlose Fotos und keine Nacktbilder veröffentlichen, was jedem vernünftigen Mensch ohnehin klar ist. Natürlich fragen vernünftige Eltern und Verwandte auch bereits früher die Kinder um Erlaubnis. Letztlich gehört es zum Leben und ist eben nicht etwas Virtuelles. Ja, wir sind im Internet. Mit Kind. Und das Kind hat nun mal ein Gesicht. Das darf man zu recht mit Stolz zeigen, wenn man denn mag. Man kann dies kritisieren, aber was bringt das? Jeder muss für sich entscheiden, wie er seine und die Privatsphäre seiner Familie im Internet schützt.

Man sollte sich eher Sorgen machen um Kinder mit Eltern, die Kinder psychisch und/oder physisch misshandeln, sie passiv dem Eltern-Drogenkonsum aussetzen, sie berauscht rumchauffieren, im parkenden Auto sitzen lassen, sie beleidigen und instrumentalisieren u.v.m. Das sind echte und direkte Probleme, die Kinder betreffen. Oder die Tatsache, dass in der Schweiz 250'000 Kinder in Armut leben, wäre auch ein Problem, das angegangen werden sollte, statt solchen einseitig Neverendingdiskussionen zu viel Platz zu geben.

Bilder vom eigenen Kleinkind sind nur der Anfang eines viel grösseren Themas. Wie gehen wir später mit Informationen über unser Kind auf der Gemeinde-, Schul-, Vereinswebsite um? Oder die Bilder auf der Kita Website? Oder generell: Wie wird das Kind das Internet dereinst selbst nutzen?