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Grenchen: Randgruppen müssen in der Planung des öffentlichen Raumes mit einbezogen werden

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

#mittellaendische ¦

 

Die Diskussion um Gestaltung und Verhalten im öffentlichen Raum wird landauf landab rege geführt. Leider meist nur einseitig. Viele meinen, dass mehr Sauberkeit und mehr Ordnung auch gleich mehr Sicherheit bedeuten. Das stimmt natürlich so nicht.

Zu Hause kriecht die Einsamkeit durch die Ritzen, wenn Arbeit und Familie den Tag nicht mehr ausfüllen. Treffpunkte im öffentlichen Raum, meist dort, wo das Bier billig ist, werden dann oft zum Dreh‐ und Angelpunkt verbliebener sozialer Kontakt und schnell zum Ärgernis der Anwohnerinnen und Anwohnern, weil Konflikte, Lärm und Schmutz zu Störfaktoren werden.

Die sichtbare Präsenz von Randständigen wird von den Passantinnen und Passanten eher negativ beurteilt. Obwohl sich beide Gruppen denselben öffentlichen Raum teilen, kommt es selten zu Interaktionen. Genau hier fangen die echten Probleme an. Wo keine Diskussion stattfindet, gibt es auch keine Lösungen. Diese Distanz zwischen dem «Normalen» und der Marginalität führt zu Stigmatisierung und Diskriminierung der Randgruppen.

 

So auch in der Stadt Grenchen. Es ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und eine Form des zivilisatorischen Fortschritts, alle am öffentlichen Raum teilhaben zu lassen. In Städten, wo man bereits weiter ist, zeigt die stetige Kommunikation und (Konflikt‐)Mediation mit den verschiedenen Gruppen des öffentlichen Raums, dass die Zusammenarbeit über Zuständigkeitsbereiche hinweg möglich, vor allem aber produktiv sein kann. Solch ressortübergreifende Handlungsansätze in der sozialen Stadtentwicklungspolitik sollten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein. Ein professionelles Vorgehen mit Begleitung ist unumgänglich. Da nutzen gutgemeinte Ideen der Bürgerinnen und Bürger genauso wenig, wie Ansichten und „Pläne“ von Politikern, die weder die Menschen, noch die Materie kennen.

 

Starke lokale Schnittstellen zwischen der Bevölkerung und der Verwaltung stärken und unterstützen strukturell das freiwillige Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger. Auch, und gerade auch von denjenigen, die von Armut und/oder Ausgrenzung besonders betroffen sind.

 

Die Randgruppen sind für und in eine Gestaltung des öffentlichen Raumes unbedingt miteinzubeziehen. Denn zum Kern der Konfliktvermittlung gehört die Beteiligung der ansässigen Szene, die im Rahmen des Sanierungs- oder Umgestaltungsprozesses des Platzes in die Problemlösung einbezogen wird. Die „Szene“ kann nicht übergangen werden, wenn man eine langfristig nachhaltige Lösung herbeiführen will. Es muss für die ansässige „Szene auf dem Platz ein neuer Aufenthaltsbereich geschaffen werden, um die bestehenden Nutzungskonflikte zu entschärfen und den vorderen Bereich auch für andere Nutzerinnen und Nutzer attraktiver zu machen.

 

Die bisherigen Ideen und Vorschläge in Grenchen zielten alle in die selbe Richtung und waren bereits allesamt im Ansatz falsch. Es gibt schweiz- und europaweit bereits wunderbare Erfahrungsberichte und Konzepte, die darauf warten umgesetzt zu werden.