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Schnecke besiegt schnellste Bahn der Welt

DMZ - INTERNATIONAL ¦

#mittellaendische ¦

 

Verspätete Züge haben in Japan absoluten Seltenheitswert. Aufgrund eines Stromausfalls fielen vor wenigen Wochen gleich mehrere Fahrten aus, eine noch nie dagewesene Katastrophe. Nun wurde der Auslöser für das aussergewöhnliche Bahn-Chaos bekannt.

 

Manch ein japanischer Zugreisende dürfte schon in Erklärungsnot geraten sein, wenn er aufgrund einer Verspätung von nur fünf Minuten später im Büro erschienen ist. Zu unrealistisch erscheint die Verzögerung. Denn, so viel ist sicher: Japan spielt bei Zuverspätungen in einer anderen Liga als die Schweiz. Ein Beispiel: Sobald der Tokaido-Shinkansen, ein Hochgeschwindigkeitszug der Japan Railways Group, mehr als eine Minute verspätet ist, entschuldigt sich der Schaffner. Die durchschnittliche Verspätung des Zugs, der Tokio und Osaka verbindet, betrug im Jahr 2015 kaum erwähnenswerte 54 Sekunden (Behinderungen, etwa durch Taifune oder Erdbeben, werden in der Statistik ausgeklammert). Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung".

Zum Vergleich: Bei der SBB gilt ein Zug als pünktlich, wenn er bis 5 Minuten nach vorgesehener Zeit eintrifft. 

Am 30. Mai haben rund 12.000 Zugreisende in Japan womöglich zum ersten Mal die Erfahrung machen müssen, nicht rechtzeitig an ihrem Ziel angekommen zu sein: Die JR-Kyushu, eine Gesellschaft der JR-Gruppe, musste aufgrund eines Stromausfalls nach eigenen Angaben 26 Fahrten ausfallen lassen. Viele weitere waren verspätet. Noch verblüffender als die blosse Verzögerung: der Grund für den Stromausfall, der nun bekannt gegeben wurde. 

 

"Wir haben oft ein Problem mit Rehen, aber nicht mit Schnecken"

Demnach sei eine Nacktschnecke in ein elektrisches Gerät nahe der Schienen eingedrungen und habe den Stromausfall ausgelöst, so ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Darüber berichteten unter anderem der US-Sender CNN und die britische Zeitung "The Guardian". Lokalen Medien zufolge sei die Nacktschnecke in das Gerät eingedrungen, dort verbrannt und habe einen Kurzschluss ausgelöst. 

"Wir haben oft ein Problem mit Rehen, die mit Zügen kollidieren", wurde der Sprecher zitiert, "aber nicht mit Schnecken." Er könne nicht sagen, ob es sich um einen Präzedenzfall handle, beschrieb den Vorgang aber als "selten". Nach Angaben von JR-Kyushu habe man ähnliche Geräte auf mögliche Eindringlinge gecheckt, jedoch nichts gefunden.

 

Quellen: CNN, "The Guardian", "Süddeutsche Zeitung", "Spiegel Online", "Stern.de", Wikipedia