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St. Gallen: Psyche pflegen und stärke

DMZ - POLITIK / UMWELT ¦

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«Wie geht's dir?»: Unter dieses Motto stellt Heidi Hanselmann ihr Präsidialjahr. Die Regierungspräsidentin möchte die Bevölkerung in den nächsten Monaten für die psychische Gesundheit sensibilisieren und wird dazu in verschiedenen Gemeinden Halt machen. Zum Start ins Präsidialjahr organisierte das Gesundheitsdepartement den ersten Erste-Hilfe-Kurs für die psychische Gesundheit auf Kantonsgebiet, der von Pro Mente Sana durchgeführt wird.

Psychische Gesundheit geht uns alle an und wir alle können dazu einen Beitrag leisten. Darüber sind sich Regierungspräsidentin Heidi Hanselmann und Roger Staub, Geschäftsleiter der Stiftung Pro Mente Sana, einig. Zwei Drittel der Bevölkerung geben in einer repräsentativen Studie an, bereits einmal im Verlauf ihres Lebens unter einer psychischen Beeinträchtigung gelitten zu haben. Ein Fünftel gibt an, sich aktuell in einem längerdauernden emotionalen Tief zu befinden. Diese Zahlen lassen aufhorchen.

 

Novum im Kanton St.Gallen

Der Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit fand heute Montag zum ersten Mal im Kanton St.Gallen statt. Er wird von der Stiftung Pro Mente Sana durchgeführt. Das Interesse war sehr gross, so dass der Kurs nochmals ausgeschrieben wird. Auch die Bevölkerung soll davon profitieren können. Ab August finden Erste-Hilfe-Kurse für psychische Gesundheit an jeweils 4 Abenden in St.Gallen statt. Heidi Hanselmann hat selber am Kurs teilgenommen und zeigt sich überzeugt vom Konzept: «Im Kurs wurde Basiswissen über verschiedene psychische Probleme und Krisen vermittelt. Es wurde aufgezeigt, wie man Menschen, denen es vielleicht nicht so gut geht, ansprechen und unterstützen kann.» 

 

Australisches Vorzeigemodell

Der Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit ist vergleichbar mit Nothelferkursen für körperliche Beschwerden. Das Konzept der sogenannten ensa-Kurse basiert auf dem australischen Programm Mental Health First Aid und wurde Anfang Jahr von Pro Mente Sana für die Schweiz adaptiert. Das Wort ensa bedeutet Antwort und wurde aus einer der über 300 Sprachen der australischen Ureinwohner übernommen. «Wer einen ensa-Kurs absolviert, hat anschliessend Antworten auf die wichtigsten Fragen im Umgang mit Menschen, die in einer persönlichen Krise stecken», ist Roger Staub, Geschäftsleiter der Stiftung Pro Mente Sana, überzeugt.

 

Genau zuhören

In den nächsten Monaten möchte Regierungspräsidentin Heidi Hanselmann die Einwohnerinnen und Einwohner in den verschiedenen Regionen im Kanton St.Gallen treffen, um über die Thematik der psychischen Gesundheit zu informieren und diskutieren. Damit will sie die Kampagne «Wie geht's dir?» tatkräftig unterstützen und einen Beitrag zur Enttabuisierung leisten. «Die Psyche kann wie der Körper gestärkt und gepflegt werden. Es lohnt sich darum, die Menschen dafür zu sensibilisieren. Ich freue mich auf den direkten Kontakt mit der Bevölkerung, denn dies gibt mir immer wieder wertvolle Inputs für meine Arbeit als Gesundheitschefin», sagt Heidi Hanselmann.

 

Darüber reden

Die Frage «Wie geht's dir?» wird tagtäglich mehrmals gestellt. Sie wird allerdings von den meisten als höflicher Gesprächseinstieg verstanden. Gemäss einer Umfrage bei 5'500 Personen, die im Auftrag von Pro Mente Sana im Herbst 2018 durchgeführt wurde, geben nur 29 Prozent eine ehrliche Antwort. «Diese alltägliche Frage bietet die Möglichkeit, sich gezielt nach dem psychischen Befinden zu erkundigen. Betroffene wünschen sich nämlich Gespräche führen zu können, ein offenes Ohr zu erhalten und ernst genommen zu werden», sagt Roger Staub. Um eine ehrliche Antwort zu erhalten, müsse man oft zweimal fragen: Wie geht's dir? und Wie geht's dir wirklich? Er freut sich darum über die Zusammenarbeit mit dem Kanton St.Gallen und das Engagement zugunsten der psychischen Gesundheit.