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Verkauft Migros ihre Kostenträger?

Foto: Migros
Foto: Migros

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

Die Migros-Gruppe kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Sie meldet heute, sie wolle verstärkt in ihr strategisches Kerngeschäft und den Online-Handel investieren und suche daher neue Eigentümer für ihre Tochterunternehmen Globus, Gries Deco Gruppe (Depot), Interio und m-way.

Die Migros habe diese Unternehmen in den letzten Jahren im anspruchsvollen Marktumfeld weiterentwickelt, so dass diese gut positioniert und für die Zukunft gerüstet seien, heisst es in der Medieninformation. Die Synergien mit dem Migros-Kerngeschäft seien jedoch eher gering und fundierte Analysen hätten zudem gezeigt, dass diese Unternehmen ausserhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten haben.

 

Kritisch betrachtet stellt sich allerdings eher die Frage, ob Migros ihre Kostenträger loswerden will, Indizien weisen jedenfalls darauf hin. Globus – im Mehrheitsbesitz seit 1997 – weise ein sehr starkes Wachstum im Online-Geschäft aus. Letzteres bleibt zu hoffen, hatte Globus doch im Jahresrückblick 2018 einen Abschreiber von 90 Millionen Franken hinnehmen müssen. Das E-Bike-Geschäft m-way (2010 eigens gegründet) kommt ebenso wie das vorallem in Deutschland und Österreich tätige ‚Depot‘, Spezialgeschäft für Dekoration (Gries Deco Gruppe), mit stabilem Umsatz zwar, doch nur langsam voran. Erstaunlich langsam für die explodierende E-Bike Branche. Und schliesslich Interio, das Migros Einrichtungshaus, das unter der Konkurrenz aus dem Internet leidet. Ladenschliessungen und Personalentlassungen sind bereits Fakt.

 

«Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass wir starke neue Eigentümer finden, welche über die Basis und das Know-how für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Unternehmen verfügen.», schreibt Fabrice Zumbrunnen, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes, dazu. Er hat die Leitung des Gesamtunternehmens seit Januar 2018 inne und hat offensichtlich damals kein leichtes Erbe angetreten.

Die Migros-Gruppe möchte mit dem angekündigten Verkauf ihren strategischen Fokus auf eine verstärkte Profilierung im Kerngeschäft schärfen, das Convenience-Segment, die digitalen Vertriebskanäle und den Gesundheitsbereich ausbauen, sowie die Fachmärkte Do it + Garden, OBI, melectronics, micasa, SportXX und Bike World weiter entwickeln.

Im Hinblick auf den drastischen Stellenabbau in der Verwaltung und im IT-Bereich, dem vor einem Jahr 290 Stellen zum Opfer fielen, und dem aktuellen Personalabbau bei Migros Ostschweiz muss man sich schon die Frage stellen, welche Konsequenzen das Sparprogramm noch haben wird und wie es in den anderen regionalen Migros-Genossenschaften bezüglich Jobabbau steht. Insider orakeln, dass besonders die Genossenschaften an der Grenze zu Deutschland und Frankreich Pläne für einen Stellenabbau wälzen. Letzteres ist nachvollziehbar angesichts des zunehmenden Einkaufstourismus, welcher dem grossen orangen M nebst zunehmendem Online-Handel und wachsendem Discountmarkt Sorgen macht. Ob Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen mit dem eisernen Besen Erfolg haben wird, muss sich erst noch zeigen.

 

Sicher ist, wo gehobelt wird, fallen Späne. Dazu gehören auch Sportanlagen und andere liebenswerte Nebenschauplätze. Letztlich geht es um insgesamt weit mehr als 100‘000 Arbeitsplätze und einen Jahresumsatz, der 2018 um 1.9% auf 23.7 Mrd. Franken anstieg. Too big to fail?