· 

Hat sich der Migros-Regionalpräsident tatsächlich selber bereichert?

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

#mittellaendische ¦

 

Laut einem Medienbericht hat sich ein Migros-Verwaltungsratspräsident möglicherweise selbst bereichert. Der Beschuldigte streitet die Vorwürfe ab. Nun wurde Strafanzeige gegen ihn eingereicht.

Es wäre einer der gössten Skandale in der Geschichte der Migros: Wie verschiedene Medien berichten, soll sich ein langjähriger Verwaltungsratspräsident der Migros-Genossenschaft Neuchâtel-Fribourg (GMNF) möglicherweise selbst bereichert haben. Demnach werde ihm vorgeworfen, in dubiose Immobiliengeschäfte verwickelt zu sein. Das gehe aus internen Untersuchungsberichten hervor, die der französischen Ausgabe «20 minutes» vorlägen. 

Den Dokumenten zufolge habe die GMNF in den Jahren 2014 und 2015 zwei Zahlungen in Höhe von je 864'000 Franken an zwei Immobilienfirmen geleistet. Eine der Firmen habe dem Verwaltungsratspräsidenten zum Zeitpunkt der Zahlung bereits gehört, die andere habe er später übernommen. Beide Immobilienfirmen hätten in Belfaux FR und La Roche FR in Gebäuden, in denen sich ein Migros-Supermarkt befindet, Überbauungen errichtet. Er soll bei den beanstandenden Geschäften nicht nur als Vertreter der GMNF, sondern auch als Rechtsberater der beiden Immobilienfirmen tätig gewesen sein.

 

Der Beschuldigte wehrt sich: Die Vorwürfe sind «komplett falsch»

Nach Bekanntwerden der Vorgänge habe der Migros-Genossenschaftsbund in Zürich die Geschäfte überprüft und schliesslich eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Diese spreche von einem «eklatanten Interessenkonflikt»; es könne nicht nachvollzogen werden, «welche Gegenleistungen die GMNF für die rund 1,7 Mio. Franken konkret erhielt», zitiert «20 Minuten» aus einem Bericht der mit dem Fall betrauten Anwälte. Möglicherweise sei das Geld direkt an den Beschuldigten geflossen.

Der Beschuldige, für den die Unschuldsvermutung gilt, weist die Vorwürfe als «komplett falsch» zurück, so «20 minutes»; die Zahlungen seien rechtmässig gewesen. Auf mögliche Interessenkonflikte habe er rechtzeitig hingewiesen und sei, sofern nötig, in den Ausstand getreten.

Wie «Blick» berichtet, hat die Migros bereits reagiert: «Der Migros-Genossenschafts-Bund hat am Montag, 1. Juli, gestützt auf den einstimmigen Beschluss der Verwaltung vom 27. Juni, eine Strafanzeige unter anderem wegen ungetreuer Geschäftsführung eingereicht», so Migros-Sprecher Tristan Cerf. Um die Ereignisse unabhängig aufzuklären, habe man «der Staatsanwaltschaft Freiburg dazu umfangreiche Unterlagen eingereicht».

Bis die Schuld nicht erweisen ist, werden wir keinen Namen und kein Foto des Beschuldigten veröffentlichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.