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Mehr Schweizer Firmen unterschreiten den Mindestlohn

DMZ - WIRTSCHAFT - Patricia Jungo ¦

#mittellaendische ¦

 

Lohndruck ist in der Schweiz Realität. Der Bericht über die flankierenden Massnahmen des Staatssekretariates für Wirtschaft Seco zeigt, dass einige Betriebe, welche im vergangenen Jahr kontrolliert wurden, ihren Angestellten zu tiefe Löhne bezahlt haben. Gemäss Bericht soll jeder sechste kontrollierte Betrieb gegen Mindestlöhne oder ortsübliche Löhne verstossen. Botschafter Peter Gasser vom Staatsekretariat für Wirtschaft Seco sagt, dies sehe auf ersten Blick nach viel aus. Die Kantone und die paritätischen Kommissionen hätten in den letzten Jahren vermehrt risikobasiert kontrolliert, was bedeute, dass sie dort kontrolliert hätten, wo auch Probleme vermutet wurden. Dies relativiere die scheinbar hohe Zahl doch etwas. Es sei aber aufgrund der Zahlen klar, dass Kontrollen notwendig seien. Insgesamt ist die Zahl der Verstösse etwa gleich hoch wie im vergangen Jahr. Die Zahl der Lohnunterbietungen ist bei ausländischen Firmen interessanterweise abnehmend, während sie bei inländischen Firmen steigt. Der Bericht zeigt zu den flankierenden Massnahmen auf, dass die Hälfte der Schweizer Firmen, die die ortsüblichen Löhne nicht respektieren, diese anschliessend nicht anpassen. Herrscht kein Gesamtarbeitsvertrag, müssen die Betriebe auch keine Busse fürchten; so Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Die Briefe, mit welchen die Kantone die Unternehmen zur Anpassung der Löhne an die Schweiz auffordern, werden von der Hälfte der Schweizer Firmen schlichtweg ignoriert. Der Gewerkschaftsbund verlangt Gesamtarbeitsverträge oder allgemeinverbindliche Mindestlöhne in weiteren Branchen, wie etwa Detailhandel und Kinderbetreuung. Das SECO verweist auf die Kantone. Daniela Lützelschwab, Geschäftsleitungsmitglied des Arbeitgeberverbandes betont, Gesamtarbeitsverträge seien Sache der Sozialpartner und sie würden keine Empfehlung abgeben, es aber wichtig finden, dass man grundsätzlich gute Rahmenbedingungen habe, damit die Firmen auch über den Mindestlohn hinausgehende Löhne bezahlen könnten. Was die flankierenden Massnahmen angeht, sind sich alle Beteiligten einig: Sie sind notwendig, um den Druck auf die Löhne zu bekämpften.