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Pegida Reaktionen auf Mord an Lübcke sorgen für Entsetzen

DMZ - INTERNATIONAL ¦

#mittellaendische ¦

 

Gemäss Angaben der Berliner Morgenpost fragten ARD-Journalisten Pegida-Anhänger nach ihrer Meinung zum Fall Walter Lübcke. Mehrere äusserten Verständnis. Vor laufender Kamera.

 

 

Der Mord sei so etwas wie „eine menschliche Reaktion“ gewesen, sagt einer der Befragten, Lübcke sei ein „Volksverräter“, meint ein anderer, und einer antwortet, man müsse sich in diesem Fall „bei Merkel bedanken“. Und: „Im Vergleich zur linksextremen Gefahr ist ein Mord alle zwei oder drei Jahre aus irgendwelchen Hassgründen relativ normal.“ Auch der mehrfach vorbestrafte Pegida-Gründer Lutz Bachmann wurde befragt, äusserte sich vor der Kamera jedoch nicht zu dem Fall.

Lübcke, der Anfang Juni mutmasslich von einem Rechtsextremisten erschossen worden war, galt in der rechten Szene als Feindbild, weil er die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung verteidigt hatte. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet schrieb: „In was für Zeiten leben wir, in denen vor laufender Kamera offen ein Mord gutgeheissen wird?“ Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende fügte hinzu: „Man erschaudert vor diesen Abgründen.“

Der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz twitterte: „Eine Minute, in der es einem kalt den Rücken runter läuft.“ Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach schrieb: „Die #Pegida Leute können einem wirklich Angst machen. Menschen, die über einen ermordeten demokratischen Politiker wie #Lübcke schadenfroh Spott absondern, sind zu allem fähig.“

Der Politikwissenschaftler Werner Patzelt macht für solche Äusserungen eine kommunikative Spaltung innerhalb der deutschen Gesellschaft verantwortlich. „Wir müssen versuchen, wieder zu einer Zivilität und der wechselseitigen Bereitschaft, einander zuzuhören und guten Willens miteinander zu debattieren, zurückzufinden“, forderte Patzelt am Donnerstag im ARD-Mittagsmagazin. Zurzeit allerdings seien Meinungen wie die der Pegida-Anhänger keine Seltenheit. „Solche Denkmuster sind leider durchaus verbreitet. Sie sind auch relativ weit verbreitet.“