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Kalter Rauch gefährdet Kleinkinder!

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦

Patricia Jungo ¦

#mittellaendische ¦

 

Rückstände von Tabakrauch sind zwar nicht sichtbar; dennoch scheinen sie nicht ohne schädliche Wirkung zu sein. Der kalte Rauch ist wissenschaftlich noch sehr wenig erprobt. Dies soll sich nun ändern und Wissenschaftler wollen den Augenmerk nicht mehr nur auf die Gefahren des Passivrauchens lenken, sondern auch verstärkt auf den kalten Rauch. Er tarnt sich in Kleidern, Teppichen, Vorhängen, auf Möbeln und wird über Haut, Lunge und Mund aufgenommen. Obwohl der erkaltete Rauch natürlich lange nicht so schädlich ist wie das aktive oder passive Tabakrauchen, könnte er trotzdem das Krebsrisiko erhöhen. Davon ist Katrin Schaller, Expertin für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg überzeugt. Stefan Andreas, ärztlicher Leiter einer Lungenfachklinik, sieht dies auch so. Für ihn ist es ausser Frage, dass diese Substanzen – auch über andere Wege aufgenommen – schädlich sind. Er fügt bei, dass sich Wissenschaftler darüber einig seien und zum Schutz vor kaltem Rauch aufrufen würden. Biologin Schaller findet den Weltrauchertag vom 31. Mai 2019 eine sehr passende Gelegenheit, Raucher an die Folgen ihres Tuns zu erinnern und an die Tatsache, dass die entstandenen Schadstoffe auch an Kleidern, Haut und Haaren des Rauchers hängen und so weitergegeben würden. US-Wissenschaftler fanden auch in Nichtraucherhotel- und autos Rückstände, sowie in einer rauchfreien Intensivstation für Neugeborene. Die Rückstände werden vom Personal oder von Eltern eingeschleppt. Kleinkinder, die oft und gerne am Boden spielen und alles in den Mund nehmen, sind besonders gefährdet von diesen Rückständen. Kalter Rauch enthält 90 krebserregende oder dazu in Verdacht stehende Stoffe. Nachweisen kann man den kalten Rauch durch Nikotinablagerungen. Obwohl Nikotin nicht krebserregend ist, könne es dies aber werden in Reaktion mit anderen Substanzen aus der Umgebung; so die Biologin. Weiter erläutert sie, solche Verbindungen würden sich erst in Monaten oder Jahren abbauen. Aber auch Nikotin sei nicht bedenkenlos. Es könne das Herz- und Kreislaufsystem negativ beeinflussen und im schlimmsten Fall Vergiftungen zur Folge haben. Leider liessen sich auch mit Staubtuch und Staubsauger nicht alle Rückstände entfernen. Schaller rät ab drinnen zu rauchen, um nicht sich selbst und andere zu gefährden. Auch muss der Abstand zum Haus gross genug sein. Kommt man nach dem Rauchen mit Kleinkindern zusammen, helfen Händewaschen und Kleider wechseln. Lungenspezialist Andreas ist sich der unzureichenden Forschung auf dem Gebiet bewusst und betont, Studien zu nachgewiesenen Gefahren des «third hand smoke» für den Menschen gebe es nicht. Man ziehe Schlussfolgerungen analog zu den Auswirkungen vom Passivrauchen. Schaller vom DKFZ verweist ebenfalls auf eine dünne Forschungslage und sagt, es gebe Versuche mit Zellen, wonach kalter Rauch deren Funktion und Erbsubstanz schädigt.