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Der Morteratschgletscher schmilzt in rasanter Geschwindigkeit

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

Patricia Jungo ¦ 

#mittelländische ¦

 

Die grosse Menge Schnee, die bis vor kurzem noch in unseren Bergen lag, war ein guter Schutz für die Gletscher, da der Schnee viel Sonnenlicht reflektiert. Nun ist der Schnee aber rasant geschmolzen, was zum Teil auch auf den Saharastaub zurückzuführen ist. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der Morteratschgletscher im Engadin, der jeden Tag etwa eine Million Tonnen Eis verliert. Dieser schnelle Schmelzprozess erstaunt auch Glaziologe Felix Keller von der Academia Engiadina. Er erklärt, er habe bei einem Besuch vor Ort vor etwa zwei Monaten noch über zwei Meter Schnee vorgefunden und die Messstation auf rund 2500 Metern über Meer ausgraben müssen. Nun stehe das Gerät auf dem nackten Eis. Die Tatsache, dass die Sonne nun direkt auf das Eis strahlen könne, beschleunige den Schmelzprozess. Da in diesem Frühling sehr lange Schnee lag, war der Gletscher gut geschützt. Wenn das Sonnenlicht nicht mehr reflektiert ist; da ja der Schnee geschmolzen ist, dringt es in den Schnee ein und bringt ihn zum Schmelzen. Verantwortlich für die Schmelze war neben den steigenden Temperaturen auch der Saharastaub, den es seit Mai schon mehrmals in Richtung Schweiz trieb. Man erkennt diesen Staub ganz klar auf dem Morteratschgletscher. Felix Keller sagt, dieser Staub sei negativ für den Gletscher, da er die Reflexionsfähigkeit des Schnees vermindere. Das Sonnenlicht werde also nicht mehr reflektiert, dringe in den Schnee ein und schmelze ihn. Klar zu erkennen sind die entsprechenden Folgen unterhalb des Gletschertors, wo der Ausfluss an Wasser enorm ist: Jeden Tag strömen zurzeit etwa eine Million Tonnen Wasser aus dem Gletscher. Der Morteratschbach führt nun Hochwasser und der Pegel hat den Stand vom Juni während der starken Niederschläge weit überstiegen. Keller führt weiter aus, Sommerschnee würde für den Gletscher sei positiv sein und er könnte die warmen Sommertemperaturen so besser überstehen. Leider sehe es im Moment nicht nach Schnee aus, da die Schneefallgrenze über 3500 bleibe, auch wenn es in den nächsten Tagen zu einer Abkühlung komme.

 

 

Quelle: SRF