· 

Die Älteren werden immer öfter „aussortiert“ und diskriminiert

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN

Patricia Jungo ¦
#mittellaendische ¦

 

Die Tatsache, dass ältere Arbeitssuchende zunehmend Mühe haben, noch eine Stelle zu finden, ist an sich nicht neu. Schon seit längerem berichten auch Leiter der kantonalen Arbeitsämter (RAV), dass viele Arbeitgeber in gewissen Branchen den jüngeren Stellenbewerbern aus diversen Gründen grundsätzlich den Vorrang geben. Doch es wird noch heftiger: Ein neuer Bericht bringt ans Licht, dass gewissen Firmen über 50-jährige bereits vor dem Vorstellungsgespräch mit Alters-Filtern sortieren. Ältere werden demnach auf dem Schweizer Arbeitsmarkt ganz klar diskriminiert. Die meisten älteren Stellensuchenden kennen die Ausreden der Firmen auswendig: «Überqualifiziert», «zu erfahren», «Stelle schon vergeben». Dass man zu alt ist, wird selbstverständlich nicht geschrieben. Laut Bruno Sauter, Präsident des Verbands der kantonalen Arbeitsmarktbehörden (VSAA) betont, er habe das in dieser Deutlichkeit vorher von den Behörden noch nie gelesen. Die Altersdiskriminierung ist zwar ein Fakt, aber die Kantone haben das Problem bis jetzt nie offen beim Namen genannt. Nun ist es aber amtlich und steht in einer Bestandsaufnahme, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Auftrag gegeben hat: «Gewisse Arbeitgeber in gewissen Branchen ziehen jüngere Stellenbewerber aus verschiedenen Gründen grundsätzlich vor.» Die Leiter der kantonalen Arbeitsämter schlagen nun Alarm und sagen klar, dass sich das Problem der Altersdiskriminierung zunehmend zuspitze und immer mehr Unternehmen zur Vorselektion der Bewerberdossiers automatisierte Rekrutierungsverfahren einsetzen würden – Computerprogramme mit Filtern, bei denen das Alter der Bewerber ein zentrales Kriterium darstellt. Wer also sein Alter nennt und nicht mehr ganz jung ist, scheidet automatisch aus. Ist demnach nicht erstaunlich, dass ältere Jobsuchende kaum mehr zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden; so der Bericht des Seco. Aus dem Papier lässt sich nicht erfahren, welche Arbeitgeber und welche Branchen so vorgehen. Sauter sagt, es sei leider eine Realität, dass jüngere Arbeitnehmer häufig weniger kosten und dies legal sei. Aber, dass Unternehmen freiwillig auf solche Filter setzen, sei für ihn nicht nachvollziehbar. Es ist schwer zu verstehen, wie eine Firma Aspekte wie Erfahrung und Know-how einfach ausschaltet. Aufgabe aller Institutionen sei nun, sich für die Stellensuchenden einzusetzen und herauszufinden, was die Beweggründe dieser Firmen sind. Daniel Lampart vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund äussert sich zum Bericht im Sinne, dass die Kantone damit erstmals belegten, was schon lange befürchtet wurde. Verbreitet sei das Problem besonders in der Informatik-, Telekom- und Bankenbranche. Aber auch in der Pharma- und Lebensmittelindustrie werden ältere Bewerber benachteiligt. Für ihn ist deshalb ein besserer Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter und ein Diskriminierungsverbot notwendig. Im kommenden Sommer soll eine Volksinitiative gegen Altersdiskriminierung lanciert werden.

 

Zunehmend müssen sich ältere Arbeitnehmer auch am Arbeitsplatz diskriminierende Kommentare anhören. Nicht selten kommen in Witze verpackte Sprüche, ob sie denn nicht früher gehen wollten und ja nicht mehr mit dem ganzen Fortschritt mithalten könnten. Bedauerlich, dass gewisse Unternehmen dem Wohlbefinden aller Mitarbeiter nicht immer genügend Raum geben und die Chance eines altersdurchmischten Teams und der wertvollen Ergänzung nicht besser zu nutzen und zu würdigen wissen. Es gibt noch viel zu tun! Die Frage ist, wer es anpacken will!