· 

Online geht immer - ausser beim Bund?

DMZ - DIGITAL / TECHNIK ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

Computer-Benutzer, so genannte User, können heute fast alles online machen: Bankkonten verwalten, Steuerformulare ausfüllen, Krankenkassenvorgänge erledigen und mehr. Heikle Daten hin oder her, alles geht. Alles ist, in Anführungs- und Schlusszeichen, ›sicher‹. Auch mit dem Handy.

Mit einer Ausnahme: E-Voting. Einer aktuellen SF-Meldung zufolge ist das langjährige Bundesprojekt nun auf Eis gelegt worden. Zu überraschen vermag das nicht. Der Bund bekommt bezüglich IT nichts auf die Reihe. Ausser die horrenden Ausgaben. In den letzten Jahren wurden mehrere IT Projekte abgebrochen oder doppelt so teuer wie vorgesehen. Der Verlust für den Steuerzahler beläuft sich mittlerweile auf über 1 Milliarde Franken - ohne besondere Konsequenzen.

Und jetzt eben der Abbruch für das Projekt e-Voting. Aus Angst vor Manipulation im ganz grossen Stil, heisst es offiziell. Weil man einmal mehr nicht fähig ist, das IT Projekt richtig durchzuziehen, sagt mancheiner hinter vorgehaltener Hand. Und mittlerweile fehlt es nachvollziehbar natürlich auch am Vertrauen des Volkes.

Die Freiburger Staatskanzlerin, Danielle Gagnaux-Morel sagt im Interview, sie sei nicht gewillt aufzugeben, weil E-Voting dem Anspruch des Volkes entspreche, es werde ja heute beinahe alles digitalisiert. Zwar möchte auch der Bund noch nicht ganz aufgeben und wälzt das Projekt ab auf Bundeskanzlei und Kantone, die bis Ende 2020 ein neues Versuchskonzept ausarbeiten sollen. Dazu haben die aber nur dann eine Chance, wenn der Bund das aktuell aus Sicherheitsbedenken sistierte E-Voting-System der Post in allernächster Zeit als sicher erklärt. Dieses ist nämlich das letzte übriggebliebene System, das überhaupt in Frage kommt. Die Frage ist nun bloss, wie soll der gleiche Bund, der bereits an mehreren anderen gescheitert ist, ein IT System als sicher erklären?