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Machen Youtube-Videos Kranke kränker?

DMZ – GESUNDHEIT/WISSEN ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische ¦

 

An einem Beispiel zum Thema „Ekzeme“ zeigt eine Studie des Universitätsspitals Basel, dass mehr als ein Drittel der meistgesehenen Youtube-Videos dazu potentiell schädigend sind. Es scheint für sehr viele Zuschauer sehr schwierig zu sein, seriöse Videos zu einem Thema von den unseriösen zu unterscheiden. So kann Selbstdiagnose im Internet sogar der Gesundheit der Patienten schaden. Bei den 100 analysierten und am häufigsten angesehenen Youtube-Videos zum Thema „Ekzeme“ waren die Ergebnisse eher alarmierend:

Bei 2/3 der Videos war die wissenschaftliche Qualität minderwertig.

Die Hälfte kann sogar als „irreführend“ bezeichnet werden.

Von „potentiell schädigendem“ Material kann bei 1/3 der Videos gesprochen werden.

Die Studie zeigt, dass Ekzem-Patienten beispielsweise zu unnötigen Diäten aufgerufen oder ihnen Behandlungen ohne detaillierte Informationen über Anwendungsdauer und Risiken empfohlen wurden. Sogar das Wort «Wunderkuren» konnte in den Versprechungen gehört werden.

Thomas Rosemann, Professor für Hausarztmedizin an der Universität Zürich betont, dass die Anzahl Klicks bei Videos entschieden kein Indikator für die medizinische Qualität sei. Es komme immer wieder vor, dass Patienten Mühe hätten zwischen seriösen und unseriösen Informationen zu unterscheiden. Vor allem bei Youtube sei es sehr schwierig für den Zuseher den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es bestehe heutzutage der Trend, sich bei Krankheitssymptomen direkt im Internet Informationen zu beschaffen. Wenn dies vor dem Gang zum Arzt passiere, mache das auch Sinn, sagt Rosemann weiter. Leider sei es aber oft so, dass diese Internetrecherche die Patienten unnötig verunsicherten und sie beispielsweise bei einfachen Kopfschmerzen gleich auf Beiträge zu Kopfschmerzen in Verbindung mit Hirntumor stossen würden. Zudem könne dies dann oft beim Arzt auf Drängen der stark verunsicherten Patienten zu unnötigen und sinnlosen Untersuchungen und somit Kosten führen.

Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass die Situation für Patienten verbessert werden müsse, um die Vorteile der Internetrecherche nutzbar zu machen. Sie schlagen daher vor, dass professionelle dermatologische Organisationen ihre Präsenz und Sichtbarkeit auf Youtube deutlich erhöhen. In der Studie waren Videos solcher Organisation eindeutig schwächer vertreten: Bei nur 21 Prozent der untersuchten Videos handelte es sich um solche von Institutionen aus dem Gesundheitswesen und nur 8 Prozent stammten von Universitäten.

 

 

Quelle: SRF