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Zelte aus Karton an Festivals; sinnvolle Lösung im Kampf gegen die Abfallberge?

DMZ - Kultur - Patricia Jungo ¦

 

Die Saison der Openairs und Festivals steht auch in der Schweiz vor der Tür. Neben all den positiven Aspekten rücken aber auch weniger angenehme Themen in den Fokus; so vor allem auch die Abfallberge. Am Ende eines Anlasses bleiben Hunderte von Tonnen Abfall auf dem jeweiligen Gelände zurück. Seit einiger Zeit gibt es darunter auch immer mehr Einwegzelte aus Kunststoff. Nun wollen zwei Schweizer Festivals eine sinnvolle Alternative einführen und setzen auf Zelte aus rezyklierbarem Kunststoff. Das Greenfield Festival in Interlaken und das Burning-Mountain-Festival in Zernez bieten jetzt zum ersten Mal Zelte aus Karton an. Zusammen mit den Tickets können also sogenannte Kartents gebucht werden. Die wasserdichten Zweierzelte kosten 90 Franken. Greenfield-Festival-Chefin Iris Huggler bestätigt, dass sehr viele Zelte jeweils nach dem Festival liegenbleiben. Die Kartents seien eine gute Alternative, schnell abgebaut und auch zu 100 Prozent rezyklierbar. Produziert, aufgestellt, abgebaut und rezykliert werden die Kartonzelte von der jungen, holländischen Firma Kartent. Aus den gebrauchten Kartonzelten entstehen wieder neue Kartonprodukte wie Lampen, Stühle oder Tische. Weltweit werden schon etwa 100 Openairs beliefert und in der Schweiz haben die Kartonzelte diesen Sommer Premiere. Laut Kartent stösst die Produktion eines Kartonzeltes nur halb so viel CO2 aus wie die Produktion eines Kunststoffzeltes. Nun ist es laut Eidgenössischer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt jedoch schwierig, die Ökobilanzen von Karton und Kunststoff generell zu vergleichen. Zelte aus Karton können durchaus eine gute und sinnvolle Alternative zu den Einweg-Kunststoffzelten sein. Bleibt die Frage, ob man damit den Festivalbesuchern nicht ihre Verantwortung abnimmt; nämlich jene, die mitgebrachten Zelte einfach auch wieder mitzunehmen. Kartonzelte mögen vom ökologischen Standpunkt aus durchaus eine mögliche Lösung bei der Verminderung des Abfallberges sein. Ob damit eine Trendwende eingeleitet wird, wird sich zeigen. Besser wäre es, die Teilnehmer zu sensibilisieren und zwar nicht nur über das Portemonnaie. Die Frage nach dem „Wie“ ist nicht einfach zu beantworten und bedarf noch einiger Kreativität und innovativer Ideen. An diversen Schweizer Festivals will man die Gäste mit einem Depot von 20 Franken dazu bringen, ihre eigenen Zelte wieder mitzunehmen. Die Methode klappt jedoch nur beschränkt und auch mit Depot bleiben noch zu viele Zelte als Müll zurück. 

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