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100 Mal googeln braucht so viel Strom wie eine halbe Stunde Licht brennen lassen.

DMZ - DIGITAL / TECHNIK ¦

David Aebischer ¦

#mittellaendische ¦

 

Solche und ähnliche Vergleiche sind öfter zu hören. Und so viel scheint klar: Das Netz ist ein echter Stromfresser. Aber nicht die Jugend und deren Gebrauch der neuen Gerätschaften ist daran Schuld, sondern generell die gesamte Entwicklung der letzten Jahre in vielen Gebieten. Und je stärker das Internet wächst, desto grösser werden die Energieprobleme. Wir manövrieren uns immer weiter in eine digitale Abhängigkeit, die bereits heute manipuliert und gesteuert, gehackt und verändert wird. Dazu hat man die Tatsache stets vor Augen, dass das Netz ein richtiger Stromfresser ist. Videos aus dem Internet sind für uns zur Selbstverständlichkeit geworden, ob über Youtube, Netflix oder Facebook. Das Datenvolumen dieser Streamingdienste ist deshalb in den letzten Jahren explodiert.

Nun schlagen die Autoren eines Berichtes zur Nachhaltigkeit in der IT-Industrie Alarm. Die französischen Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass eine Stunde Video-Streaming halb so viel Strom brauche wie ein Backofen. Viele Medien haben über den alarmierenden Befund berichtet mit Schlagzeilen wie «Streaming ist das neue Fliegen.»

Wir befinden uns an einem Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte, an dem zwei grosse Trends zusammenkommen: Auf der einen Seite steht der Eintritt in das digitale Zeitalter, das Wirtschaft und Gesellschaft in vielerlei Hinsicht verändern wird. Auf der anderen Seite stehen wir vor globalen Nachhaltigkeitsherausforderungen in einem Ausmass, das globales und lokales Handeln erfordert. Jedes Jahr verbrauchen wir mehr Ressourcen, als die Erde regenerieren kann. Was nützt all diese digitale Innovation, wenn wir nicht da sein werden, um sie zu sehen? Das ist ein riesiges und vor allem ernstzunehmendes Problem, welches schneller als man denkt lebensbedrohlich Ausmasse annehmen wird. Bereits in den nächsten Jahren werden wir mit noch viel mehr und grösseren Probleme zu kämpfen haben. Da nützt auch nicht das wegdiskutieren oder leugnen. Man findet immer mehr falsche Vergleiche, bei Verursachern und solchen, die Dinge gutheissen, die längst keine Berechtigung mehr haben, angesichts der riesigen Probleme. Die Energieverschwendung und Umweltbelastung ist massiv durch Fliegerei (privat), unnütze Flugshows, die zudem ein grosses Sicherheitsrisiko darstellen und den Steuerzahler rund 1 Million pro Mal kostet, nur damit ein paar wenige Leute "Spass" haben, auf dem Buckel der Mehrheit, Grossveranstaltungen, Feuerwerke, Abgase, Abwässer, unterschiedliche Arten von Müll, Schadstoffe und unter Umständen auch Mikroorganismen sowie nicht-stoffliche Emissionen wie Strahlung, aber auch Lärm und Lichtverschmutzung. Rohstoffgewinnung, Landschaftsverbrauch (als Bauland etc.) oder übermässiger Nutzung, Düngung, Spritzen, u.v.m. - alles von Menschen gemacht. Und dazu dieses Stromfresserproblem, welches wir täglich zu einem noch grösseren Monster werden lassen, durch unser egoistisches Verhalten.

Bekanntlich muss man jedes Problem an der Wurzel packen. 75% der Menschen wissen, wie die Wurzel heisst: Menschheit.

 

Jeder Klick, jede Suchanfrage, jedes gestreamte Video oder hochgeladene Foto verbraucht ein kleines bisschen Strom. Einzeln betrachtet sind das nur geringe Mengen. Nichts im Vergleich zum Elektroherd in der Küche oder dem Gefrierschrank im Keller.

Eine Google-Suche mehr wird man auf der eigenen Stromrechnung also kaum bemerken. Aber! Global betrachtet schaut das  komplett anders aus. Millionen Suchanfragen, Bilder und Filme werden jeden Tag digital über den Planeten geschickt eine nicht mehr zu beziffernde Menge. Täglich wächst dieser Daten-Berg, diese Datenströme, diese verpuffte Energie. Alles aus unnötigen und puren egoistischen Gründen. Der Mensch hat es in der Hand, ein Anfang wäre, einige dieser absolut sinnfreien und unnötigen Umweltkiller zu stoppen oder unterlassen. Alle ein bis zwei Jahre verdoppelt sich die weltweite Nutzung des Webs und seiner Ressourcen. Reduzieren ist einfach. Eine Flugshow, braucht die Welt nicht, aber schadet massiv auf vielen ebenen, genauso die sinnlosen Feuerwerke, die extremen Schaden anstellen. Ist der Mensch wirklich so unvernünftig, dass er sich persönlich zu Grunde richtet, obschon er weiss, dass das alles sehr schädlich ist?

Es scheint: Oder wie ist es zu erklären, dass man Medikamente, Drogen und andere Gifte als Genussmittel bezeichnet und zu sich nimmt, obschon man weiss, dass sie zum Tode führen (können). 

Das Netz ist auch ganz nah. Die Menschen verbringen immer mehr Zeit im Netz und nutzen immer aufwendigere Anwendungen. Mobile Geräte befeuern den Trend und greifen permanent auf Internetanwendungen zurück. Was mit wenigen, einfachen Websites begann, ist zu einem Datenstrom geworden, der riesige Mengen Energie schluckt.

Energie, die um ein vielfaches die mögliche Reproduktionsmenge der Natur übersteigt.

Wäre das Internet ein Land, würde es laut Greenpeace beim Stromverbrauch an sechster Stelle stehen. Auf die globale IT-Branche entfallen etwa sieben Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. Das entspricht ungefähr der Menge, die 70 Prozent aller Kernkraftwerke produzieren. Doch Smartphones, Laptops und Desktop-PCs werden immer effizienter. Kann das nicht den Verbrauch drosseln?

Das ist doch alles krank und jenseits jeglicher Vernunft. Was ist mit der Menschheit passiert? Wo ist das wirkliche Wichtige im Leben auf der Strecke geblieben?

Und woher kommt die Flucht immer mehr ins vermeintlich anonyme (was es nie war und nie sein wird) Internet, wenn man doch ein gutes Leben ausserhalb führen könnte? Wer beispielsweise eine Google-Suche startet, benötigt an drei Stellen Energie: beim eigenen Endgerät, in den Daten- und Rechenzentren mit ihren Servern und Kühlaggregaten und bei den Kommunikationsnetzen inklusive Mobilfunkstationen und Internet-Router.

2012 machten Smartphone, PC und Co. zu Hause noch knapp die Hälfte am Gesamtverbrauch des Internets aus. 2017 war es nur noch ein Drittel.

Einen immer grösseren Teil verbrauchen dabei die Rechenzentren. Innerhalb von fünf Jahren ist ihr Anteil von 15 auf 21 Prozent gestiegen. Cloud- und Streaming-Dienste lassen die Datenmengen anwachsen und machen immer grössere Rechnerfarmen nötig.

Die verbrauchen weltweit inzwischen genauso viel Energie wie die globale Luftfahrt. Allein die Rechenzentren in Frankfurt ziehen mehr Strom als der internationale Flughafen. Das macht das Fliegen aber nun nicht wieder besser, was sicher von vielen Fliegereibefürwortern als Argument gebraucht werden wird. Nichts lässt sich mit Vergleichen in Richtung Legitimation erreichen. Vergleiche müssen angeführt werden, um das Ausmass der vorherrschenden und für viele unsichtbaren Katastrophe aufzuzeigen. Aber zurück zum Stromfresser Internet.

 

 

Video-Streaming treibt Verbrauch in die Höhe

Bei etwa 3,8 Millionen Google-Suchanfragen pro Sekunde kommt einiges zusammen. Doch selbst das macht nur einen Bruchteil des Strombedarfs des Internets aus. Vor allem Cloud-Computing und Video-Streaming lassen die Daten- und Energiemengen in den letzten Jahren nach oben schnellen. Bei grösseren Datenmengen verbrauchen die Server-Hallen und auch die Kommunikationsnetze mehr Strom.

Streamen Sie einen einstündigen HD-Film mit etwa drei GB, verbrauchen Sie ungefähr 0,6 Kilowattstunden. Mit einem Elektroauto schafft man damit 4 Kilometer. Mit der Energie für einen Serienmarathon kommt man also leicht in die nächste Stadt.

Schon 2015 waren Videos für zwei Drittel des Datenverkehrs verantwortlich. Bis 2020 wird der Anteil wohl auf 80 Prozent steigen, wie der SWR berichtet.

 

Konzerne und Politik denken um

Mit wachsender Beliebtheit der Dienste wird auch in Zukunft der Verbrauch nicht weniger werden. Um die Energiekosten zu senken, denken die Tech-Firmen bereits um und verlegen die Rechnerfarmen vom heißen Silicon Valley ins kalte Skandinavien.

Neue Hallen schiessen dort wie Pilze aus dem Boden. Die kalte Außenluft kühlt die Computer kosten- und energiesparend. Die heisse Abluft wird ins Fernwärmenetz gespeist.

Auch die Rechenleistung der Geräte steigt, bei Laptops wie bei Desktop-Computern. Trotz immer effizienterer Modelle verbraucht ein moderner Computer genauso viel, wie ein Modell aus den 90ern. Der Spar-Effekt ist damit futsch.

Ohne die sparsameren Rechenzentren und effizienteren Geräte würde der Verbrauch allerdings im Gleichschritt mit der Datenmenge wachsen - sich also alle zwei Jahre verdoppeln. Die Effizienzsteigerungen können diese Entwicklung also immerhin abfedern.

 

Künftig soll der Strom ausschliesslich aus regenerativen Energieformen stammen. Google wirbt schon jetzt damit, mehr Öko-Strom einzukaufen, als es verbraucht. Allein die Datenzentren des Konzerns benötigen etwa so viel Strom wie eine 200.000-Einwohner-Stadt.

Greenpeace bescheinigt dem Unternehmen eine sehr gute Bilanz beim Öko-Strom. Auch andere grosse Tech-Konzerne wie Apple oder Facebook setzen auf grüne Energien.

Die Streaming-Dienste kommen im Ranking der Umweltorganisation schlechter weg. Netflix, Amazon, HBO oder Hulu setzen bislang noch kaum auf regenerative Stromproduktion.

Für die Zukunft wird daran aber wohl kein Weg vorbeiführen. Denn der Energieverbrauch des Internets wird weiter wachsen.

 

Verwendete Quellen:

Greenpeace: Clicking Clean, Report 2017

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Höhn

SWR: Faktencheck: Ökobilanz von Suchmaschinen

SRF: Energieverbrauch im Internet