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Das teuerste Picknick kann man in Venedig machen. Mit 1000 Euro ist man bereits dabei...

DMZ - INTERNATIONAL ¦

David Aebischer ¦

#mittellaendische ¦

 

Das Picknick ist in Grossbritannien bis heute auch bei den oberen Schichten beliebt und kann durchaus den Rang eines gesellschaftlichen Ereignisses haben. Wir alle kennen und schätzen das "Draussen essen" natürlich auch. Auch wenn das Picknick ein ursprünglich Britischer Brauch war, kommt der Ausdruck wohl aus dem Französischen und setzt sich zusammen aus piquer für "aufpicken" und nique für "Kleinigkeit".

 

Die Griechen hatten dafür den Begriff Eranos, die Römer nannten es Prandium. Egal wie man es nennt, manchmal hat man einfach spontan Lust darauf. So auch die beiden Touristen aus Berlin, die es sich ebenso spontan in Venedig einfach nur bequem machen und etwas zu sich zu nehmen wollten. Wer schon durch Venedig "gewandert" ist, weiss wie anstrengend das sein kann, deshalb ist der Drang zu diesem Picknick nur all zugut nachzuvollziehen. Ausgerüstet mit Rucksack, kleinem Kaffeekocher, Tassen und Löffeln, entschieden sich die beiden Globetrotter also zu einem kleinen Picknick an Venedigs berühmter Rialto-Brücke. Was könnte schöner und romantischer sein.

 

Diese tolle und spontane Idee wurde jedoch zu einer teuren Angelegenheit: Der Imbiss am Canal Grande kostete sie fast 1000 Euro. Ein Zeuge hatte die Backpacker beobachtet und die Polizei alarmiert. Die etwas unterbeschäftigten Ordnungshüter stellten die 32 und 35 Jahre alten Deutschen sogleich zur Rede und machten eine Staatsaffäre daraus. Nicht nur eine Busse von fast 1000 Euro mussten die beiden Romantiker aus ihrem Rucksack zaubern, sondern wurden gar des "Landes" verwiesen. Die Carabinieri haben die beiden perplexen Deutschen doch tatsächlich aufgefordert, die norditalienische Stadt zu verlassen.

 

Luigi Brugnaro, der Bürgermeister von Venedig, erklärte, dass Venedig respektiert werden müsse, womit er natürlich nicht Unrecht hat. Es ist sicherlich für den echten Venezianer schon sonst eine echte Zumutung, was ihnen die Touristen nebst viel Geld auch sonst noch mit ins "Land" schleppen.

„Diese Schlechterzogenen, die denken, sie können in die Stadt kommen und machen, was sie wollen, müssen kapieren, dass sie gestellt, bestraft und verbannt werden." Hoppla!

Venedig geht seit längerem strikt gegen Touristen vor, die beispielsweise an historischen Plätzen trotz Verbots picknicken. So will die Stadtregierung die Unesco-Welterbe-Stadt besser vor dem Massentourismus schützen.

 

Übrigens beanspruchen auch die Briten die Herkunft des Begriffs für sich, natürlich. Als Beleg wird ein Brief des englischen Lords Chesterfield an seinen Sohn aus dem Jahr 1748 angeführt, in dem dieser eine Versammlung als picnic bezeichnet, wobei es allerdings nicht ums Essen ging. Mit dieser Bedeutung tauchte picnick aber schon 1738 in einem schwedischen Text auf. Eines ist nichts desto trotz für alle klar: Ein Picknick in Venedig lohnt sich nicht.