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Solidarität will gelebt sein!

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische

 

In unserem Lande brauchen die meisten Menschen mehr als eine Hand, um ihre Versicherungen aufzuzählen. Wir alle haben viele Versicherungen abgeschlossen, einige davon wurden uns aufgedrängt, andere geben uns Sicherheit und wir hoffen, in der Not auf sie zählen zu können. Wenn uns plötzlich und unerwartet Schicksalsschläge treffen, springen unsere Versicherungen ein und gleichen teilweise finanzielle Schäden aus. Obwohl auch bei den Versicherungen die wirkliche finanzielle Hilfe leider immer mehr durch Klauseln und Paragraphen eingeschränkt wird, bieten sie im finanziellen Bereich eine doch sehr wichtige Unterstützung. Doch wer auf einmal eine Krise rutscht und vom Schicksal hart auf die Probe gestellt wird, braucht vor allem eins: Menschen, die ihn auffangen; ein echtes soziales Netz und Menschen, die ihnen helfen und mit Rat, aber vor allem auch mit Taten zur Seite stehen. Versicherungen können kein wahrer Balsam für die Seele sein. Das schaffen nur Menschen; Gott sei Dank! Wir Menschen denken oft, dass Schicksalsschläge nur die anderen treffen. In unserem Innersten wissen wir natürlich, dass dies eine Illusion ist. Wir alle können von einer Sekunde zur anderen mit einer völlig veränderten Lebenssituation konfrontiert werden. In „schlimmen“ Fällen können wir dann auch auf die Beiträge unserer Versicherungen zählen. Aber was wir brauchen, sind echte Freunde an unserer Seite. Freunde, die nicht nur bei schönem Wetter da sind, sondern auch bei Nacht und Finsternis mit uns wieder Richtung Lichtblick ziehen. Freunde für Spass und Vergnügen haben wir alle genug. Doch die Reihen lichten sich oft, wenn wir nicht mehr mithalten können. Wir haben keine Versicherung, dass Freunde, die sich so nennen, auch weiterhin an unserer Seite bleiben. Auch wissen wir selber nicht mit hundertprozentiger Gewissheit, ob wir immer für andere echte Freunde sein würden. In unserer Gesellschaft, wo wir technisch so viele andere Menschen erreichen können wie noch nie zuvor, besteht die Tendenz, dass die menschlichen Kontakte immer oberflächlicher werden. Wir sind alle mit unglaublicher Geschwindigkeit in all unseren Lebensbereichen unterwegs. Individualismus und sich selbst der nächste zu sein, sind hoch in Mode. Wo bleibt da die Zeit, Energie in echte Freundschaft und Solidarität mit unseren Mitmenschen zu geben? Die gute Nachricht ist, dass es sie doch noch gibt, die echte Solidarität, die echten und wahren Freunde. Bei ihnen sind wir sicher; sie werden da sein, auch wenn die Sonne zeitweise nicht mehr scheint. In Zeiten, wo das Sozialnetz des Staates immer schwächer wird und oft mehr Abbau als Aufbau betrieben wird, müssen wir bereit sein, unsere schützenden und helfenden Arme füreinander auszubreiten. Der Grundstein für eine solche Haltung wird in der Kindheit und der Familie gelegt. Wer lernt, seine eigenen Interessen auch einmal zurückzustellen und zu helfen, ohne dafür etwas erwarten zu können, wird auch ausserhalb der Familie ein echter Freund werden. Auch wenn wir heute die freie Zeit meist bei uns und auch unseren Kindern mit Hobbys vollpflastern, lohnt sich ab und zu ein Gedanke an das Schenken unserer Zeit für Menschen, die uns brauchen. Diese können auch ganz nahe sein, ohne dass wir es sofort bemerken. Helfen tut gut; auch dem Helfer. Das Gefühl der Zufriedenheit ist ein wunderbares, gepaart mit der Gewissheit, dass auch wir aufechte Freunde zählen können, wenn wir vielleicht einmal dunkle Tage erleben müssen. Sich und andere in der wahren Echtheit des Menschseins zu erleben, ist wahrer Reichtum. Echte Freunde sein dürfen und auch haben, ist ein grosses Glück und die Versicherung dafür kann nur aus unserem Herzen kommen.