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bfu: Unfallursachen im Strassenverkehr

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

Rund 3900 schwere Verkehrsunfälle sind letztes Jahr auf Schweizer Strassen registriert worden. Die polizeilichen Unfallprotokolle zeigen, dass 95 Prozent dieser Unfälle auf menschliche Fehler zurückzuführen sind. Nur selten sind der Strassenzustand oder das Fahrzeug die Unfallursache.

Einer aktuellen bfu-Analyse zufolge kommt das daher, dass das Gehirn die ihm zuströmenden Informationen ungenügend verarbeitet. Oft geschehe dies in komplexen Verkehrssituationen. Dies wird in einem aktuellen mehrseitigen Bericht aufgezeigt, den man downloaden kann.

Aus Sicht der bfu gibt es aber Lösungen, um solche Unfälle zu minimieren: Besonders vielversprechend sind eine verbesserte Strasseninfrastruktur und intelligente Fahrassistenzsysteme.

 

Die bfu hat die psychologischen Aspekte dieser menschlichen Fehler analysiert und zwei häufige Fehlerarten festgestellt:

Informationsfehler - Es zeigt sich, dass der Fehler oft in der Informationswahrnehmung unmittelbar vor dem Unfall liegt. Komplexe Verkehrssituationen – wie etwa eine Kreuzung – erfordern die schnelle Verarbeitung einer grossen Menge an Informationen: Geschwindigkeit, Entfernung, andere Verkehrsteilnehmende, Verkehrsschilder usw. Es kommt vor, dass das menschliche Gehirn von dieser Fülle an Informationen überfordert wird und diese nicht rechtzeitig verarbeiten kann. Dabei spielen auch Aufmerksamkeitsdefizite eine Rolle, vor allem wenn die Person am Steuer abgelenkt ist (Telefonieren, Radio bedienen usw.) oder sich im Verkehr auf das Falsche konzentriert.

 

Diagnosefehler - Eine schlechte Analyse der Situation kann ebenfalls Unfallursache sein. So kann etwa eine falsch geschätzte Entfernung oder Geschwindigkeit den Fahrer dazu veranlassen, eine folgenschwere Fehlentscheidung zu treffen: Er beschleunigt dann zur falschen Zeit oder setzt in einem ungünstigen Moment zu einem Manöver an.

Diese beiden Fehlerarten können stark von anderen Faktoren abhängen – zum Beispiel vom psychischen Zustand (müde, aufgeregt etc.) des Verkehrsteilnehmers oder von den Umweltbedingungen (Tag/Nacht, trockener oder nasser Strassenbelag etc.).

Um Unfälle zu verhindern, können menschliche Fehlerrisiken durchaus reduziert werden: etwa mit einer guten Fahrausbildung und Sicherheitskampagnen. Studien zeigen allerdings, dass Investitionen in die Strasseninfrastruktur und in die Fahrzeugsicherheit noch effizienter sind – denn Verhaltensfehler lassen sich nie gänzlich vermeiden. Daher ist es für die Unfallverhütung zentral, die Schweizer Strassen selbsterklärend und fehlerverzeihend zu gestalten. Erfolg versprechend sind auch intelligente Fahrassistenzsysteme, wie etwa der Notbremsassistent. Die bfu setzt sich deshalb dafür ein, dass der technische Fortschritt in diesem Bereich gezielt gefördert wird.

 

Weitere Informationen und ein Faktenblatt «Menschliche Fehler im Strassenverkehr aus psychologischer Sicht» unter bfu.ch