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Hurra, es war ein Eritreer

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

Daniel Peter ¦

#mittellaendische ¦

 

"Hurra, es war ein Eritreer", stand diese Woche im Tagesanzeiger. Im Artikel wurde erläutert wie die SVP aus der Tragödie, welche sich vor ein paar Tagen in Frankfurt ereignete, politisches Kapital zieht. Wenn man denn die Profile einiger SVP Exponenten anschaute, da konnte einem geradezu schlecht werden. Wie die AfD, so sprechen auch SVP Politiker*innen von Fehlern in der Migrationspolitik und einem Asylchaos. 

 

In der Schweiz sind die Einwanderungszahlen seit Jahren rückläufig, insbesondere auch im Asylbereich. Mit den Bundeszentren sollen Asylverfahren innert 140 Tagen abgeschlossen sein. Von einem Chaos kann nicht die Rede sein. Es gibt keinen Handlungsbedarf! 

 

Glarner entsetzt sich etwa, dass der Täter von Frankfurt von Solidar Suisse als gutes Beispiel für Integration genannt wurde und verweist auf den Jahresbericht 2017 der SAH. Ausserdem weist er mit seinem Schlachtruf "Schweizer, erwachet!" darauf hin, dass viele Rentner (die Rentnerinnen erwähnt er wieder einmal nicht) sich ein Zugbillett vom Mund absparen müssen. Ein Asylbewerber könne sich einfach so eine Bahnfahrt nach Frankfurt leisten. Wenn ich die Berichterstattung richtig verfolgt habe, dann handelte es sich hier nicht um einen Asylbewerber, der Mann war für die Verkehrsbetriebe Zürich tätig. 

 

Die Polemik von rechtsextremen Politikern war zu erwarten, ist aber trotzdem ekelerregend. Aber es sind nicht die paar rechtsextremen SVP Politiker, sondern es sind die hunderten von Zujubler*innen in den Kommentarspalten die mir Sorge bereiten. 

 

Was hat die Tragödie von Frankfurt mit unserer Asyl- und Migrationspolitik zu tun? NICHTS! Es handelte sich um einen psychisch kranken Menschen. Wenige Tage zuvor, wurde in der Nähe von Frankfurt ein Eritreer von einem Rechtsextremen erschossen. Sind dafür nun auch alle Deutsche verantwortlich? Die Berichte über Familiendramen sind auch regelmässig in den Medien. Dies alles hat nichts mit der Asyl- und Flüchtlingspolitik zu tun. Vielleicht mehr mit der Frage, wieso Waffen so leicht erhältlich sind. Gerade der Abstimmungskampf um das EU-Waffengesetz hat gezeigt, dass die SVP die Waffen als Zeichen von Freiheit sieht, in der Tat sind es eben Waffen und bedeuten tote Menschen. 

 

In den Kommentarspalten war wieder zu lesen wie wir Eingewanderte durchfüttern, wie sie die hohle Hand machen. Auch das Ammenmärchen, dass Rentner*innen weniger Geld als Asylbewerber erhalten, machte die Runde. "Herr Glarner, als Nationalrat sollten Sie unser System kennen! Das erwarte ich von einem Politiker!". In der Schweiz gibt es EL (Ergänzungsleistung) für IV- und AHV-Bezüger*innen. Junge Erwachsene welche Sozialhilfe beziehen liegen im Fokus der Arbeitsintegration, das macht Sinn. Aber das wird so gehandhabt, unabhängig welchen Pass jemand hat. Es gibt keine Bevozugugung von vorläufig Aufgenommenen, Migrantinnen und Migranten. Im Kanton Zürich erhalten vorläufig Aufgenommene (Ausweis F) 30 Prozent weniger auf dem Grundbedarf, sie erhalten Asylfürsorge. 

 

Und was die Markenartikel betrifft, welche Asylsuchende oft hätten, das hat einen guten Grund. Wer über ein kleines Budget verfügt, kann die Caritas Kulturlegi beantragen und erhält Zugang zu den Secondhandprodukten zu einem vergünstigten Preis. Und ja, da werden auch sehr oft Markenprodukte verkauft, welche gespendet wurden. Und Menschen mit kleinem Einkommen haben oft auch die Möglichkeit, zum Beispiel bei der Heilsarmee , Kleidung gratis zu beziehen. 

 

Schweizer*innen erwachet! Wer Ammenmärchen und Hetzerei betreibt, hat am 20. Oktober nichts zu suchen im Nationalrat!