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Woodstock: Eine Legende jährt sich zum fünfzigsten Mal

DMZ - KULTUR ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

In wenigen Tagen ist der 50ste Jahrestag für das Musikfestival in Woodstock, das gleichermassen als Höhe- und Endpunkt der im Mainstream angekommenen Hippiebewegung in den USA gilt. Philosophierende Musikliebhaber träumen heute noch von der Legende. »Das ›Festival For Peace And Music‹ ...war die Wallfahrt aller Gläubigen von 1968.« schrieb ›Die Welt‹, Michael Pilz, am 06.08.2009. Und: »Woodstock galt als letzte paradiesische Zusammenkunft im Pop.«

 

Das Festival fand vom 15. bis 17. August 1969 auf einer Farm in White Lake unweit der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York statt, etwa 70 Kilometer südwestlich von Woodstock, das ursprünglich als Veranstaltungsort angedacht war, nun aber bloss noch als Namensgeber fungierte. Die Austragung solcher Openairs war schon damals alles andere als einfach. Die dafür benötigte Infrastruktur musste noch bis wenige Wochen vor dem Anlass laufend modifiziert werden, was Organisation und Durchführung des Events enorm erschwerte. Erschwerend kam dazu, dass für 60‘000 Besucher geplant wurde, gekommen sein sollen letztlich rund 400‘000.

 

Auf der Bühne standen in diesen Tagen etliche der ganz grossen Musiker und Formationen. 32 Bands und Solokünstler der Musikrichtungen Folk, Rock, Blues und Country. Angesagt wurden Namen wie Joan Baez, Santana, Creedence Clearwater Revival, Sha Na Na und Ten Years After. Die Organisation und Durchführung des Woodstock-Festivals verschlang letztlich 2,7 Millionen US-$ (2019: 18 Millionen US-$) und war wirtschaftlich ein Desaster.

Nach Meinung von Musikexperten der alten Schule waren Jimi Hendrix, Jim Morrison (The Doors) und Janis Joplin zentrale Symbolfiguren der Hippiezeit und der Hippiekultur. Alle drei prägten den Lebensstil jener Zeit. Die Doors waren gar nicht erst gekommen, Jimi Hendrix spielte als allerletzter und würde kaum wahrgenommen. Okay, immerhin 35‘000 Zuhörer sollen bis zum Schluss geblieben sein. Als einzige des Trios kam Janis Joplin mit ihrer The Kozmic Blues Band zum veritablen Handkuss. Samstag früh, Honorar 7500 US$ (indexiert heute: 50‘000 US$). Für eine Stunde. Woodstock war ihr bekanntester Auftritt. Ob sie ihren Kassenschlager dabei hatte? In »Me and Bobby McGee« singt sie »Freedom's just another word for nothin' left to lose - Freiheit ist nur ein anderes Wort für ‚nichts mehr zu verlieren’«. Hatte auch sie nichts mehr zu verlieren? Jedenfalls verstarb sie in Los Angeles erst 27-jährig, ein gutes Jahr nach Woodstock, am 4. Oktober 1970, an einer Überdosis Heroin. Somit kurz nach Jimi Hendrix (London, 18. September 1970) und nur wenige Monate vor Jim Morrison (Paris, 3. Juli 1971). Ein harter Schlag für die Musikfans jener Zeit.

 

Anlässlich des 50sten Jahrestages soll übrigens vom 16. bis 18. August dieses Jahres die Neuauflage des Open-Airs in Watkins Glen, New York stattfinden. Als Headliner für das ›Woodstock 50‹ sind The Killers, Chance The Rapper und Jay-Z gesetzt. Mit dabei sind auch Miley Cyrus, The Raconteurs, The Black Keys oder Imagine Dragons. Ob das Open-Air stattfindet, steht allerdings in den Sternen. ›Spiegel online‹ schreibt aktuell »Seit Monaten haben die Veranstalter vom Woodstock 50 mit fehlenden Genehmigungen und Sponsoren zu kämpfen. Nun ist ein neuer Ort für das Jubiläumsfestival gefunden. Doch dort scheinen neue Probleme zu warten.«