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Soziale Ungleichheit - Die Schweizer Gesellschaft rückt auseinander

DMZ - SOZIALES ¦

#mittellaendische ¦

 

"Soziale Ungleichheit ist jede Art verschiedener Möglichkeiten der Teilhabe an Gesellschaft bzw. der Verfügung über gesellschaftlich relevante Ressourcen", so steht es im Lexikon der Soziologie, Krause 1994. Anders formuliert es Hradil 1999: "Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den ‘wertvollen Gütern’einer Gesellschaft regelmässig mehr als andere erhalten." Oder eben für die anderen Betroffenen "weniger".

 

Die Bundeszentrale für politische Bildung (D) beschreibt, dass gewisse Grundformen sozialer Ungleichheit sich in allen Gesellschaften finden lassen: "Mächtige können ihren Willen gegenüber Ohnmächtigen durchsetzen, Wohlhabende leben angenehmer als Arme, Angesehene werden verehrt, Verachtete gemieden. Freilich unterscheiden sich Art und Ausmass sozialer Ungleichheiten in verschiedenen Gesellschaften beträchtlich." Dies lässt sich auch auf die Schweiz adaptieren. Hier stellt man bisweilen sogar solche Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten an Gerichten fest. "In vielen hochentwickelten Gesellschaften wachsen die sozialen Ungleichheiten: Gering Qualifizierte haben es immer schwerer, eine Erwerbstätigkeit zu finden. Die Integration vieler Zuwanderer wird schwieriger. Arbeitslosen fehlt es an Geld, Selbstachtung und Anerkennung. Immer mehr Menschen gelten als arm. Die einst tonangebenden und politisch stabilisierenden Mittelschichten schrumpfen. Die Zahl der hoch Qualifizierten und der gut Verdienenden wächst."

 

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass es sich bei diesen sogenannten "hochentwickelten Gesellschaften" in Tat und Wahrheit nicht um solche handelt. Denn eine real hochentwickelte Gesellschaft würde es nicht soweit kommen lassen. Eine Gute Gesellschaft macht schliesslich aus, dass soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, eine innovative und erfolgreiche Wirtschaft und eine Demokratie herrscht, an der die Bürgerinnen aktiv mitwirken. Diese Gesellschaft wird getragen von den Grundwerten der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Davon ist man allerdings bereits sehr weit entfernt.

 

Wir brauchen neue Ideen und Konzepte, um die gute Gesellschaft nicht zur Utopie werden zu lassen. Eine Debatte um Grundwerte muss geführt werden: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Der soziale Fortschritt ist unerlässlich und überfällig.

Eine Gute Gesellschaft entsteht nicht von selbst, sie muss kontinuierlich unter Mitwirkung von uns allen gestaltet werden.

 

"Soziale Ungleichheiten betreffen auf der einen Seite die alltäglichen Lebenschancen und Erfahrungen der Einzelnen. Andererseits schaffen soziale Ungleichheiten aber auch gesellschaftliche Probleme und politische Auseinandersetzungen, die über die Lebenswelt der einzelnen Menschen hinaus reichen. Die gesellschaftliche und politische Bedeutung sozialer Ungleichheit lässt sich daher kaum überschätzen. Bezeichnenderweise waren es nicht zuletzt Probleme sozialer Ungleichheit, die bereits im 19. Jahrhundert dazu führten, dass die Soziologie als eigenständige Wissenschaftsdisziplin entstand."

 

Soziale Konflikte entstehen wegen der unterschiedlichen Gerechtigkeitswahrnehmung. Auch und gerade in der Schweiz ist die Gesellschaft immer ungleicher geworden. Mit der Behauptung, Minderheiten würden bevorzugt, wird eine Form des Sozialneids befeuert, der nicht die Bessergestellten trifft, sondern Bedürftige und marginalisierte Gruppen in der Gesellschaft. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Abwertung von Langzeitarbeitslosen, von denen die meisten Menschen glauben, diese Arbeitslosen würden sich „auf Kosten der Anderen ein schönes Leben machen“. Leider findet man auch in der aufgeklärten heutigen Zeit immer noch solche Aussagen und Theorien - dank den Sozialen Medien gar noch häufiger.

 

"Moderne Gesellschaften unterscheiden sich von traditionalen nicht durch das Vorhandensein sozialer Ungleichheit, sondern durch ihren Anspruch, über ein legitimes Gefüge sozialer Ungleichheit zu verfügen. Ob soziale Konflikte entstehen oder der gesellschaftliche Zusammenhalt stabil bleibt, hängt daher entscheidend davon ab, inwieweit die Menschen das Gefüge sozialer Ungleichheit als gerecht ansehen." Dies ist umso wichtiger, wenn eine Gesellschaft immer ungleicher wird und wichtige, wahrnehmbare Barrieren eher höher als niedriger ausfallen. In der Gesellschaft der letzten Jahrzehnte ist dies leider zum Normalfall geworden.

 

Quellen: bpb.de ¦ caritas ¦ BFS