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Geringe Produktion von Wind- und Solarstrom in der Schweiz

DMZ - TECHNIK / DIGITAL - Patricia Jungo ¦

#mittellaendische ¦

 

In unserem Land werden pro Jahr und Einwohner nur rund 250 Kilowattstunden Sonnen- und Windstrom produziert. Dies lässt sich etwa mit dem Jahresstromverbrauch eines effizienten Geschirrspülers vergleichen. Die Schweiz belegt damit unter den 28 EU-Ländern den 25. Platz. Wie die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) in einer Mitteilung am Mittwoch schrieb, ist der Gesamtanteil dieser neuen erneuerbaren Energien aber kaum nennenswert. In einer Studie wurde die Solar- und Windenergieproduktion der Schweiz mit den 28 EU-Ländern verglichen. Der jährliche Stromverbrauch der Schweizerinnen und Schweizer beträgt etwa 7000 kWh pro Kopf. Mit Wind- und Sonnenstrom können zusammen nur schwache 3,7 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Der Leader Dänemark schafft es mit jährlich 2500 kWh pro Einwohner auf knapp 50 Prozent. Photovoltaik-Spitzenreiter Deutschland folgt mit einer Produktion von 1905 kWh und Schweden mit 1691 kWh. Schlechtere Plätze als die Schweiz belegen nur Ungarn, Slowenien, die Slowakei und Lettland. Projektverantwortliche Tonja Iten findet dies bedenklich für ein Land, das gerne mit seiner fortschrittlichen Strompolitik und –erzeugung auftrumpft. Es sei zwar eine kontinuierliche Zunahme des Ausbaus der Sonnenenergie in der Schweiz festzustellen; dies jedoch auf sehr tiefem Niveau. Im letzten Jahr sei ihr Anteil an der Stromproduktion um 18 Prozent auf 3,5 Prozent gestiegen. Demgegenüber stagniere die Produktion von Windenergie und mit 0,2 Prozent trage dies kaum zur Schweizer Stromproduktion bei. Momentan hat es 36 grössere Windkraftanlagen in der Schweiz und diese Zahl ist im letzten Jahr nicht gewachsen. Im Vergleich gibt es im Nachbarland Österreich (auch ein Binnenland) 20-mal mehr. Der Strommix der Schweiz schneide mit 60 Prozent Wasserkraft besser ab als derjenige der EU. Die Schweiz habe ein sehr grosses Ausbaupotenzial und in Anbetracht dessen sei der langsame Ausbau von Solar- und Windenergien ein wahrer Kontrast dazu. Gemäss Schätzungen vom Bundesamt für Energie könnten in der Schweiz alleine auf Hausdächern und Hausfassaden jährlich 67 Terrawattstunden Strom erzeugt werden; dies übersteigt den gegenwärtigen Stromverbrauch im Land von 58 TWh pro Jahr deutlich. Auch die Kosten für Photovoltaik- und Windenergieanlagen sind in den letzten Jahren stark gesunken. Das bestehende Potenzial steht im Kontrast mit der „Deckelpolitik der Schweiz, dies im Besonderen bei der Photovoltaik. Im letzten Jahr ist der Netzzuschlag zwar auf 2,3 Rappen pro kWh gestiegen, die Förderung ist aber zeitlich befristet und die Zuschläge werden nicht effizient verteilt und aufgrund der Wartelistenpolitik blockiert. Demzufolge müssen Betreiber von Photovoltaikanlagen lange auf die Vergütung warten und für neue Projekte gibt es kaum eine Chance auf eine Einspeisevergütung. Die Erlöse am Strommarkt sind so auch zu tief für Grossanlagen und sie können sich damit nicht refinanzieren. Damit die EU ihre ambitionierten Energiewende- und Klimaziele erreichen kann, setzen die meisten EU-Staaten dafür zielführende Förderinstrumente für die erneuerbaren Energien ein. Neue Kraftwerke werden durch gesetzlich garantierte Minimalvergütungen vor Preisschwankungen geschützt. Iten findet es wichtig, dass die Schweiz diesen Bemühungen ebenfalls folgt, da das Ersetzen des Atomstroms und der fossilen Energieträger mit einem Ausbau der erneuerbaren Energien dringend notwendig sei. Dies sei der einzige Weg, die Energiewende in der Schweiz umzusetzen.

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