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Heute entscheidet das Parlament über den Vaterschaftsurlaub - eine eigentliche Schande über eine solche Kleinigkeit befinden zu müssen

DMZ - SOZIALES ¦ David Aebischer ¦

KOMMENTAR

 

Ein absolutes Armutszeugnis für die Schweiz - einmal mehr. Eine Schande, dass man in unserer vermeintlich reichen Schweiz, wenn auch die Reichtümer mehr als ungleich und ungerecht verteilt sind, eine solche Abstimmung erst noch durchführen muss.

Erhalten Schweizer Väter zwei Wochen gesetzlichen Urlaub nach einer Geburt, oder nicht? Darüber stimmt der Nationalrat heute ab. 

 

Eine Gruppe von Verbündeten von Arbeitnehmer-, Männer- und Frauenorganisationen hatten im 2016 eine Initiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub eingereicht, welche die Politiker der Mitte als zu grosszügig befanden. Aber immerhin erkannten sie, dass der bisher geltende 1 Tag nicht genüge. Als Kompromiss schlugen die Politiker zwei Wochen Vaterschaftsurlaub vor, finanziert über die Erwerbsersatzordnung. Weshalb beim beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie so oft ausschliesslich die Mütter im Fokus sind ist nicht restlich geklärt. Denn auch die Bedingungen für die Väter müssen laufend angepasst werden. Umfragen zeigen jedenfalls deutlich, dass heute eine grosse Mehrheit der Väter eine aktive Rolle in der Familien übernehmen und dafür ihr Arbeitspensum reduzieren möchten. Der Nationalrat stimmt heute Mittwoch über beide Varianten ab.

 

Komplett falsch liegt in diesmal auch der Bundesrat, der es noch extremer sieht als die Parlamentarier. Denn er will überhaupt keinen gesetzlichen Urlaub für Väter. Da kommt einem unweigerlich das Mittelalter in den Sinn. Er empfiehlt ein doppeltes Nein. Der Bundesrat anerkennt in seiner Stellungnahme zwar (welch Wunder), dass ein Vaterschaftsurlaub zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen könne, findet aber den Ausbau von Angeboten zur Kinderbetreuung wichtiger. War auch immer auf solche Ideen kommt und weshalb ist nicht nachzuvollziehen. Man soll also Kinder nur "machen", damit man sie von Dritten betreuen lässt, um als Eltern nach der Geburt sofort wieder für den Staat und die Wirtschaft zu funktionieren? Was klingt wie aus einem schlechten Roman und aus vergangenen Tagen, ist in der Schweiz Realität.

 

Auch die Linken gehen in diese Richtung und fordern quasi das Selbe wie der Bundesrat und stellen mit ihren Forderungen in erster Linie die Wirtschaftlichkeit über das Wohl der Kinder und Familien und in zweiter Linie die Interessen einer Gleichberechtigung. Natürlich fordern sie auch eine Elternzeit für Mütter und Väter von 38 Wochen, die zu gleichen Teilen zwischen den Eltern aufgeteilt werden kann, allerdings erst nachdem nicht unerwähnt bleibt, dass die Wirtschaftlichkeit und deshalb Unterstützung von Krippen und Kitas wichtig sei. Ein völlig asozialer und familienunwürdiger Gedanke.

Stimmt das Parlament dem Zwei-Wochen-Urlaub heute zu, denn das ist wahrscheinlich, stellen sich wichtige Fragen: Ergreifen die Gegner das Referendum? Ziehen die Promotoren von vier Wochen Urlaub ihre Initiative zurück? Kommt die geplante Initiative für eine Elternzeit im Umfang von 30 Wochen oder mehr?

Wir dürfen gespannt sein, welche Netze da noch gesponnen werden.

 

 

Quellen: admin.ch ¦ Pro Familia ¦ Pro Juventute


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