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Cool allein reicht nicht – das Regelchaos um die E-Trottis

DMZ – VERKEHR / MOBILITÄT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Die Frage, wer eigentlich auf unseren Strassen « wo  zu Hause » ist, hat zurzeit wohl ihre volle Berechtigung; dies vor allem in unseren Städten. Neben Autos, Lastwagen, Mofas, Motorrädern, Trottis und Fahrrädern tummeln sich seit einiger Zeit immer mehr besonders „coole Gefährte“ auf unseren Strassen. Die Strasse gehört ihnen allen und die Fussgänger wähnen sich auf dem Trottoir in Sicherheit. Schliesslich heisst Trottoir auf Deutsch „Gehsteig“ und das Wort birgt das französische Wort „trotter“ in sich, was so viel heisst wie „gemächlich gehen“.

 

Bedauerlicherweise müssen sich die Fussgänger ihren Platz immer mehr erkämpfen und fühlen sich zunehmend in ihrer Sicherheit bedroht. Wer aber macht ihnen den Platz immer häufiger streitig? Nein, es sind nicht die Eltern mit den Kinderwagen oder die kleinen Kindern auf ihren Velos und Trottis, von denen hier die Rede ist. Das Lieblingsgefährt der Primarschüler ist in ein neues Kleid geschlüpft: Die E-Trottis dienen hippen Grosstädtern dazu, auf sehr coole Weise vom Bahnhof oder von der Tramhaltestelle zum Arbeitsplatz zu kommen. Die elektronischen Trottis sind sehr praktisch, schnell und dazu noch grün. Sie leisten den schon länger anwesenden E-Bikes nun Gesellschaft. Das E-Trottinett braucht nur noch wenig Muskelkraft, hat einen Elektromotor und heisst auch E-Scooter, Kick-Scooter oder E-Floater.

 

Je nach Modell liegt die Leistung bei 250 bis 500 Watt und mit dem etwa 15 Kilogramm schweren E-Trotti erreicht man Geschwindigkeiten bis zu 20 km/h. Fahren darf man damit ab 14 Jahren und Ausweis M, Kontrollschild und Helm hingegen braucht es nicht. Doch auch mit den E-Trottis ist das Tragen des Helms ratsam, denn es kommt doch häufig zu Unfällen. Doch was haben diese coolen Gefährte mit dem Gehsteig der Fussgänger zu tun? Denn die Regeln könnten ja klarer nicht sein: Für E-Trottinette besteht ein absolutes Trottoir-Verbot (auch mit ausgeschaltetem Motor!) auf dem Gehsteig. Wie langsame E-Bikes und Velos müssen sie den Radweg benutzen. Leider zeigt die Realität ein ganz anderes Bild: Sehr viele E-Trottis fühlen sich auf dem Bürgersteig zu Hause und es wird gefahren, wie es einem gerade passt. Fussgänger fühlen sich zunehmend gefährdet auf einem Bereich, der klar ihnen gehört. Zudem ist es für die Polizei nicht immer möglich zu unterscheiden, ob einer auf dem Trottoir mit Muskelkraft oder Motor unterwegs ist.

 

Es gibt auch sehr viele „Scooter-Rowdys“, die weder Regeln noch Ampeln zu kennen scheinen. Die grossen Städet werden derzeit regelrecht überrannt von den E-Trottis und dies schafft nicht nur für die Fussgänger Probleme. Seit „Leihvehikel“ aufgekommen sind, hat der auch der Vandalismus Einzug gehalten. Die bunten, hippen Leihräder und auch die E-Trottis können gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen und an einem festgelegten Ort wieder deponiert werden. Leider harzt es auch hier mit den Regeln. Die Gefährte werden oft an den unmöglichsten Orten stehen gelassen, stehen einfach im Weg oder werden gar ins Wasser geworfen, was ihnen ihr „Grün“ definitiv streitig macht. Sie müssen oft unentdeckt auf des Wassers Grund samt Batterie vor sich hinrosten.

 

Die eigentlich von der Idee her tollen E-Trottis nerven zunehmend und verschärfen in der Tat den Kampf um den Platz auf den Trottoirs massiv. Gegensätzlich zu dem, was Befürworter glauben, geht es keineswegs darum, die „Entwicklung“ schlecht zu reden und die E-Trottis in ein schlechtes Licht zu rücken (in das es sich grösstenteils selber gebracht haben…) Es geht darum, dass jeder auf seinem Platz bleibt und die Regeln zum Wohle aller Teilnehmer respektiert. Es gilt auch für den Einzelnen zu überlegen, warum er ein solches Gefährt nutzen will: Ist es hilfreich und nützlich oder dient es nur der Image-Pflege, um möglichst cool zu sein? Der Gesetzgeber scheint nun klar gefordert zu sein. Es gibt bereits mehrere Vorstösse, die fordern, das Regel-Chaos um das E-Trotti zu klären. Es braucht in jedem Fall einen Kompromiss zwischen neuen Wünschen der Kunden und der Sicherheit der Fussgänger. 


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