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Soll der Grossraum Freiburg-Neuenburg Migros-frei werden?

Bildquelle: Migros
Bildquelle: Migros

 

DMZ - WIRTSCHAFT ¦ Marco Perroulaz ¦

KOMMENTAR

 

In einer ganzseitigen Information macht der Verwaltungsratspräsident der GMNF Genossenschaft Migros Neuchâtel-Fribourg, Damien Piller, heute in den regionalen Medien aufmerksam auf die aktuelle Schlammschlacht, welche der MGB (Migros Genossenschafts Bund) gegen ihn führt.

Die aktuelle Krise, ein Streit den es im Migros-Imperium in der bald 100jährigen Geschichte noch nie gegeben haben soll, dreht sich um eine Anzeige des MGB gegen Damien Piller.

 

Ihm wird nach über 20jähriger (zu?) erfolgreicher Tätigkeit ungetreue Geschäftsbesorgung und ungerechtfertigte Aneignung von bis zu 1.7 Millionen Franken vorgeworfen. Piller hat offenbar und verständlicherweise unterdessen seinerseits Anzeige eingereicht wegen Ehrverletzung, Verleumdung und Irreführung der Justiz. Nach Darstellung des GMNF geht es allerdings nicht nur um Irreführung allein, sondern zu allem hin auch noch um Zensur. Selbst wenn alle Vorwürfe des MGB korrekt wären, bliebe dieser letzte Fakt bestehen. Man darf sich fragen warum die Migros-Genossenschafter nur einseitig informiert werden sollen. Im heutigen ›offenen Brief‹ ist jedenfalls zu lesen, »Im Migros-Magazin steht den Regionalgenossenschaften normalerweise eine Seite für ihre Inhalte zur Verfügung. Umso überraschender ist es, dass der Text der Verwaltung der MNF für die letzte Ausgabe zensiert wurde.« Und das ist für mich echt erschreckend, zumal meine journalistische Anfrage an den MGB unbeantwortet blieb.

 

In besagtem Beitrag im »Migros Magazin« hätte nämlich unter anderem stehen sollen »Der MGB hat unserer Geschäftsleitung am 25. Juli 2019 per E-Mail Anweisungen erteilt, um zu verhindern, dass die Untersuchung ordnungsgemäss durchgeführt wird, insbesondere durch die Aufforderung, nicht alle Informationen an die Experten weiterzugeben. Das ist äusserst verwerflich. Dennoch konnten die Experten am 26. August einen ersten Vorbericht vorlegen. Daraus geht bereits hervor, dass wir eine Bereicherung von Damien Piller ausschliessen können.«

Ob die hier brodelnde Schlammschlacht Konsequenzen hat für den Grossraum Neuenburg-Freiburg wird sich zeigen müssen. Jedenfalls werden die aktuellen Ereignisse und die unterdrückte Information nebst nach-wie-vor Hochpreiskritik in gewissen Kreisen nicht gerade zur Beliebtheit der Migros beitragen.

 

Zudem könnte der MGB gemäss Statut die regionale Genossenschaft Neuenburg-Freiburg aus der Migros-Gruppe verbannen. Darunter hätten das Filialnetz und dessen Kunden zu leiden. Würde die IT geblockt und somit der Nachschub abgebrochen, was bliebe anderes als die regionalen Läden zu schliessen? Sicher, die Kunden können sich auch umorientieren. Besonders leidtragend wären allerdings über 3000 Mitarbeitende in 43 mehr oder weniger grossen Migros-Filialen, vier Einkaufszenter und vier Klubschulen, welche von einem Tag auf den anderen auf der Strasse stünden. Entsprechend ist wohl die aktuelle Arbeitsmoral der Mitarbeitenden.

Visionierend ist eine mögliche Frage hierzu, ob dies für den MGB ein Szenario für die bereits 1941 gegründete Genossenschaft Migros Neuchâtel-Fribourg sein könnte. Schliesslich kriselt es auch in anderen Genossenschaften. So berichtete ›Die Mittelländische‹ erst vor kurzem über Abbaupläne der Migros Ostschweiz oder die benachbarte Migros Aare, welche einer Medienmitteilung zufolge in den kommenden zwei Jahren rund 300 Stellen abbauen wird, weil bis Ende 2021 rund 100 Millionen Franken pro Jahr eingespart werden sollen.


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