Loyalität – überholter Modebegriff oder nötiger denn je?

DMZ - SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

Wer wünscht sich nicht, loyale Menschen an seiner Seite zu haben und auch selber ein loyaler Mensch zu sein? Es stellt sich die wohl berechtigte Frage, ob diese „Tugend“ überhaupt noch gefragt ist? Ein Blick auf deren ursprüngliche Bedeutung lohnt sich. Der aus dem Französischen stammende Begriff bedeutet ursprünglich eher „legal“, also in etwa „gesetzestreu“. Für Freund Duden heisst Loyalität eine loyale Haltung und Verhaltensweise zu haben.

Wirklich viel weiter kommt man damit dem Begriff nicht auf die Spur. Zu hören sind als Synonyme für Loyalität oft Begriffe wie Anstand, Ehrenhaftigkeit, Fairness, Integrität, Redlichkeit, Solidarität, Treue, Verbundenheit, Wahrhaftigkeit oder Zuverlässigkeit. Diese Begriffe lassen schon eher eine Art Defnition von „Loyalität“ zu:

Unter Loyalität versteht man eine Verbindung einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft, basierend auf Gegenseitigkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Auf loyale Menschen kann man sich halt einfach verlassen und man vertraut ihnen. Wie so oft sind aber nicht Worte wichtig, sondern Taten. Wenn wir also einem Menschen unsere Loyalität zeigen wollen, sind wir aus freien Zügen an seiner Seite und stehen mit ihm zusammen für Werte und Meinungen ein. Dies gilt für Personen ebenso wie für Personengruppen. Dabei ist man sich nicht zwingend immer in allem einig und seine Loyalität beweist man am deutlichsten, wenn Schwierigkeiten auftreten und man zuweilen seine eigenen Vorteile und Interessen zugunsten des/der anderen zurückstecken muss. Dies kann auch mal persönliche Nachteile mit sich bringen, die meist aber nicht von dauerhafter Natur sind. Wir alle wissen ja aus eigener Erfahrung, dass es sich in schwierigen Zeiten erst zeigt, auf wen wirklich und echt Verlass ist oder wer dann auf einmal vergisst, dass er eigentlich loyal sein wollte. Dies gilt sowohl für Beziehungen, Freundschaft, Arbeitgeber, Arbeitskollegen usw. Ist Loyalität in einer Zeit, wo jeder nur auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein scheint, überhaupt noch gefragt oder lebbar?

Die Meinungen gehen auch hier auseinander. Wo viele sich einig sind, dass dies nur leere Worte sind und Loyalität sowieso selten auf Gegenseitigkeit basiert und demnach auch gar nicht lebbar ist, sind andere überzeugt, dass Loyalität mehr denn je für uns Menschen notwendig ist. Beide Meinungen kann man irgendwie nachvollziehen. Loyalität wird nicht einfach gepflanzt und entwickelt sich dann munter weiter, um immer und überall automatisch einsatzbereit zu sein. Auch für ihr Gedeihen braucht es einige „Zutaten“: So kann man Loyalität nicht von einer Seite einfordern und sie selber nicht oder nur ungenügend vorleben. Loyalität darf niemals als Druckmittel benutzt werden. Das bedeutet ihren sicheren Tod. Auf der anderen Seite kann keine Beziehung ohne Loyalität von Dauer sein. Sie ist die Voraussetzung für echte Beziehungen, sei es im privaten Leben oder im Beruf. Füreinander einstehen, Treue leben, gemeinsame Werte tragen und zusammen Ziele verfolgen, das Ego zuweilen zurückstecken; all dies geht nur mit echter Loyalität. In unseren schwächsten Stunden, erkennen wir, ob wir loyale Menschen an unserer Seite haben. Und wenn Menschen, mit denen wir auf dem Weg sind, schwere Krisen durchmachen, zeigt sich, wie loyal wir selber sind.

Bleibt die Loyalität aus, kommt das Gefühl von Verrat und Enttäuschung auf. Loyalität, die auch als solche gelebt wird, hat ganz viele Positives zu bieten:

Gäbe es keine Loyalität, gäbe es auch keine Gemeinschaft und gerade diese ist für uns Menschen als soziale Wesen grundlegend. Da ja Loyalität Gott sei Dank nicht immer enttäuscht wird und dürfen wir sie erleben, verschafft sie uns das Gefühl von Geborgenheit und Stabilität. Nicht umsonst liest man so oft den Spruch (der sehr weise ist..): „Gemeinsam sind wir stärker“. Wir werden stärker, fühlen uns getragen und gehalten, überwinden Schwächen viel einfacher. Wir spüren mehr Mut. Dies alles trägt schlussendlich zu unserem Glück und unserer Zufriedenheit bei. Loyalität ist also keineswegs überholt und unsere Welt braucht sie notwendiger denn je; genauso wie die Liebe. Loyalität und Liebe sind nämlich Geschwister.