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Nachhaltigkeit: Seewasser statt Klimaanlagen

DMZ – UMWELT ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische ¦

 

In unserem Land werden wir mit immer wärmeren Temperaturen konfrontiert und es müssen kontinuierlich mehr Gebäude gekühlt werden. Dafür Seewasser einzusetzen, wird immer mehr zum Trend. Das an der Oberfläche erwärmte Seewasser hat in der Tiefe stets Temperaturen zwischen 4 und 7 Grad. Gerade dieses Potenzial gedenken die Zuger WWZ mit dem Bau einer neuen Seewasseranlage zu nutzen. Die Anlage kostet 100 Millionen Franken und soll demnächst die Gebäude der Stadt und in Baar kühlen. Der Geschäftsführer der WWZ, Andreas Widmer sagt, mit dem Seewasser sei im Sommer eine Einsparung von fast 100 Prozent des CO2 möglich. Das Prinzip lässt sich einfach veranschaulichen: Vom See wird über ein Rohrsystem kaltes Wasser zur Seewasserzentrale transportiert. Dort kühlt es im Wärmetauscher Wasser in einem anderen System. Dieses Wasser wird anschliessend in die Gebäude geleitet. So werden sie gekühlt. Wenn der Winter kommt, wird die Anlage analog als Wärmepumpe eingesetzt. Die Idee, Gebäude mit Hilfe von Seewasser zu kühlen, existiert bereits. Auf diese Weise werden die Genf die Gebäude der Palais des Nations und ein grosser Teil der Stadt gekühlt und auch der Supercomputer der ETH in Lugano. Seewasserkraftwerke erleben zurzeit einen wahren Boom. Schon bald wird es in der Schweiz 29 grössere Anlagen geben. Der Wissenschaftler Diego Hangartner, Leiter einer Forschungsgruppe des Bundesamts für Energie zu dem Thema betont, dass die Schweizer Seen ein beinahe unerschöpfliches Potenzial hätten. Solche Lösungen seien im Sinn der Energiestrategie 2050 des Bundes und dies erkläre den Boom der Anlagen. Der Wissenschaftler der Luzerner Hochschule sagt weiter, man gehe von einer Zunahme des Kältebedarfes aus. Im Tessin bestehe beispielsweise übers Jahr gesehen ein grösserer Bedarf an Kühlung als an Heizung. Investieren in konventionelle und fossile Lösungen sei für Energieversorger kaum mehr sinnvoll. Nun hat das eidgenössische Wasserforschungsinstitut EAWAG die möglichen Folgen solcher Seewasser-Anlagen auf das Ökosystems geprüft. Diego Hangartner bestätigt dabei, dass zum Beispiel die Wassertemperatur nicht zu stark ansteigen dürfe, um genügend Sauerstoff für die Fische sicherzustellen. Simulationen hätten belegt, dass die Erwärmung des Wassers momentan sehr gering und auch unbedenklich sei. Es ist also anzunehmen, dass kühles Seewasser immer öfter strombetriebene Klimaanlagen und fossile Heizungen auf nachhaltige Weise ersetzen wird.

 

 

Quelle: SRF News