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Weitere Kritik an Kitas: Ausbeutung in Kitas nehmen zu

DMZ - SOZIALES ¦

 

Sehr viele Kinder in der Schweiz gehen heutzutage in die Kita (Kindertagesstätte, Kindertageseinrichtung). Bei den zweijährigen Kindern ist die Betreuungsquote sehr hoch selbst bei den Einjährigen wird bereits jedes fünfte Kind in einer Einrichtung von ihm fremden Personen versorgt.

 

Die Betreuung von Kindern im Vorschulalter ist in den letzten zwanzig Jahren in der Schweiz massiv ausgebaut worden. Für viele Menschen und auch Wissenschaftler eine Einrichtung, die durchaus nicht notwendig wäre. Vielmehr seien es egoistische Gründe, die Eltern dazu bewegen würden (Beruf, Karriere, Freizeit). Es werden auch Zweifel an der Natürlichkeit von Kitas, als auch an der Notwendigkeit von frühkindlicher Bildung angebracht. Auch Prof. Dr. med. Oskar Jenni, Leitender Arzt, Leiter Fachstelle Sonderpädagogik sagt: «Es ist richtig, dass die ersten zwei Lebensjahre gewisse Risiken bergen.» Er verweist auf anerkannte Studien, die nachweisen, dass die jüngsten Kita-Kinder höhere Stresshormonwerte aufweisen als solche, die zu Hause betreut werden. Bei einer nicht optimalen Betreuung sei die Bindungssicherheit gefährdet, dies könne später zu psychischen Störungen führen.

 

Dies ist die eine Seite, die andere betrifft die Kitas intern. Bereits im 2018 zeigte der Beitrag von SRF an einem konkreten Beispiel: 84 Prozent der Lehrlinge zur Fachperson Betreuung haben vor ihrer Lehre ein Praktikum gemacht, was Fachleute kritisieren: Das Gesetz sehe vor, dass Jugendliche in der Regel nach dem Schulabschluss direkt in die Lehre einsteigen können. Die Gewerkschaft Unia verlangt gar ein Verbot dieser Praktika vor der Lehre. Der Verdacht liegt leider auch hier nahe, dass LeiterInnen von Kitas von diesem Vorgehen vor allem auch finanziell profitieren. Ein weiteres Problem ist die teilweise Überforderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Praktikas von Kitas. Ohne Erfahrung, aber mit viel Verantwortung, oft zu viel für Praktikanten.

 

Ausgenützt als billige Arbeitskraft

Viele junge Menschen werden in ihrem Praktikum als billige Arbeitskraft ausgenutzt. Es fehlt an Ausbildung und an Betreuung. Naach solchen Praktikas erhalten nur sehr wenige eine Lehrstelle. Es wird offensichtlich auch hier lediglich von billigen Arbeitskräften profitiert. Nebst der Tatsache, dass hier jungen Menschen Leid zugefügt wird, bereichert man sich gleichzeitig unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und dem vermeintlich guten Zweck.

 

 

"Das Problem ist länger bekannt, doch seit Kurzem liegen erstmals schweizweite Zahlen vor, die zeigen, wie stark verbreitet das Phänomen ist. Die Dachorganisation Savoirsocial geht aufgrund einer Umfrage davon aus, dass 84 Prozent der Lehrlinge vor der Lehre ein Einstiegspraktikum machen mussten." (SRF)

 

 

Auch für Beat Zobrist ist dies eine Zumutung für junge Leute, die sich für eine Lehre im Sozialbereich entscheiden: «Unsere Branche benachteiligt die Jugendlichen beim Einstieg ins Berufsleben. Das muss geändert werden. Das ist ein Beruf wie jeder andere auch. Man darf Jugendliche, die in den Sozialsektor wollen, nicht mit ein oder zwei Jahren Gratisarbeit bestrafen.»

 

Kontrollen in und von Kinderkrippen werden kaum oder nur selten durchgeführt.

 

Gewerkschaft fordert ein Verbot

"Die Gewerkschaft Unia geht weiter. Jugendsekretärin Kathrin Ziltener fordert im «Kassensturz»-Interview: «Solche Vorlehrpraktika müssen verboten werden.» Lehrstellensuchende bedürften eines besonderen Schutzes, oft kennen sie ihre Rechte nicht. Das Argument mit den höheren Kosten lässt sie nicht gelten: «Das Finanzierungsloch darf nicht auf dem Rücken der Jüngsten und Schwächsten ausgetragen werden.»

Der Verband Kinderbetreuung Schweiz Kibesuisse begrüsst das Ziel, Praktikumsstellen zu reduzieren. Kibesuisse hält aber fest, dass ein Verzicht auf Praktika hohe Mehrkosten zur Folge hätte. Und damit auch höhere Krippenbeiträge. Geschäftsführerin Nadine Hoch nimmt live im «Kassensturz» Stellung zur Kritik an den Praktika in Kinderkrippen." (SRF News)

 

 

Quellen: SRF ¦ Kibesuisse ¦ Kassensturz ¦ UNIA

 

 

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