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Insektenrückgang weitreichender als vermutet

Vom Artenschwund betroffen sind vor allem Wiesen in der Nähe von stark landwirtschaftlich genutzten Flächen.  (Bildquelle: Dr. Ulrike Garbe / Landesamt für Umwelt, Brandenburg)
Vom Artenschwund betroffen sind vor allem Wiesen in der Nähe von stark landwirtschaftlich genutzten Flächen. (Bildquelle: Dr. Ulrike Garbe / Landesamt für Umwelt, Brandenburg)

DMZ - POLITIK / UMWELT ¦ Marco Perroulaz ¦

 

Noch vor zwanzig Jahren waren Helmvisier und Windschutzscheibe im Sommer schon nach wenigen Kilometern Ausfahrt von Insektenspuren verklebt. Ganz besonders in der Dämmerung. Dass die Insektenpopulation massiv zurück gegangen ist, ist nun angekommen, weiss mittlerweile jeder.

Doch wie stark? Dies wollte ein internationales Forschungsteam, angeführt von der Technischen Universität München (TUM), mit Beteiligung der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und unter Koordination der Universität Bern genau wissen.

Im Rahmen einer äusserst breit angelegten Biodiversitätsstudie wurden zwischen 2008 und 2017 eine Vielzahl von Insektengruppen erfasst. Demnach sind vor allem Wiesen, die sich in einer stark landwirtschaftlich genutzten Umgebung befinden – aber auch Wald- und Schutzgebiete vom Artenschwund betroffen.

 

Mehrere bisherige Studien konzentrierten sich entweder ausschliesslich auf die Biomasse, also das Gesamtgewicht aller Insekten, oder auf einzelne Arten oder Artengruppen.

Für die nun publizierte Studie haben die kooperierenden Forscherinnen und Forscher auf 300 Flächen über eine Million Insekten gesammelt und konnten so nachweisen, dass viele der fast 2700 untersuchten Arten rückläufig sind. Einige seltenere Arten wurden in den letzten Jahren in manchen der beobachteten Regionen gar nicht mehr gefunden. Sowohl auf den Waldflächen als auch auf den Wiesen zählten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach zehn Jahren etwa ein Drittel weniger Insektenarten.

 

Betroffen sind alle untersuchten Wald- und Wiesenflächen: Schafweiden, Wiesen, die drei bis viermal jährlich gemäht und gedüngt wurden, forstwirtschaftlich geprägte Nadelwälder und sogar ungenutzte Wälder in Schutzgebieten. Im Wald ist die Biomasse der Insekten seit 2008 um etwa vierzig Prozent zurückgegangen. Im Grünland waren die Ergebnisse noch alarmierender: Am Ende des Untersuchungszeitraums hatte sich die Insektenbiomasse auf nur ein Drittel ihres früheren Niveaus verringert. Dass solch ein Rückgang über nur ein Jahrzehnt festgestellt werden kann, wurde nicht erwartet – das ist erschreckend, passt aber in das Bild, das immer mehr Studien zeichnen.

 

Den grössten Schwund stellten die Forscherinnen und Forscher auf den Grünlandflächen fest, die in besonderem Masse von Ackerland umgeben sind. Dort litten vor allem die Arten, die nicht in der Lage sind, grosse Distanzen zu überwinden.

Im Wald hingegen schwanden vorwiegend jene Insektengruppen, die weitere Strecken zurücklegen. «Ob mobilere Arten aus dem Wald während ihrer Ausbreitung stärker mit der Landwirtschaft in Kontakt kommen oder ob die Ursachen doch auch mit den Lebensbedingungen in den Wäldern zusammenhängen, ist aktuell noch unklar.

 

Die für die Studie definierten Gebiete Thüringen, Brandenburg und Baden-Württemberg, seien ganz ähnlich situiert wie das Schweizer Mittelland, das Hügelland und der Jura, sagen die Schweizer Forscher, weshalb die Studienergebnisse auch auf die Schweiz bezogen werden können.

 

 

Quelle: https://www.wsl.ch/de/newsseiten/2019/10/insektenrueckgang-weitreichender-als-vermutet.html


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