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Ist die Strasse nun ein Schlachtfeld?

Sinnbild. (Unfall in Effretikon, 9.10.2019) - Bildquelle: Kapo Zürich
Sinnbild. (Unfall in Effretikon, 9.10.2019) - Bildquelle: Kapo Zürich

DMZ - VERKEHR / MOBILITÄT ¦ Marco Perroulaz

MEINUNG 

 

Erneut hat in der Freitagnacht ein junger Mann sein Auto nicht beherrscht und um einen Lampenmast gewickelt. Die Frage, die ich mir regelmässig stelle, ist jene, inwiefern zu lasche Ausbildung und Prüfungsexpertisen zum Krieg auf den Strassen beitragen. »Krieg?« Jedenfalls ist äusserst unschön was dort aktuell abgeht. Irgendwie kommt mir da immer der Kultfilm Mad Max in den Sinn. Derselbe tägliche Irrsinn.

 

Es geht um Unbeherrschtheit und Selbstüberschätzung, um technische Machbarkeit, Bleifüsse und um Sekunden. Als wäre man auf der Rennstrecke. Da wird rücksichtslos Gas gegeben, während andere bremsen müssen um Unfälle zu vermeiden. Und den Vortritt erzwingt man einfach, um ja keinen Zentimeter auf der vermeintlichen Rennpiste zu verschenken. Dieses Verhalten ist bei der Einfahrt in einen Kreisverkehr ganz besonders gut zu beobachten: Beschleunigen, eng anschliessen, nicht Hinschauen...wer zuerst bremst, hat verloren. Oder? Besonders dramatisch ist die Situation auch auf der Autobahn, wo Rechtsüberholen ebenso alltäglich geworden ist, wie extrem knappes Einspuren oder anhaltender Spurwechsel auf der Jagd nach einem zu Überholenden. Die Folge davon sind wöchentliche, ja beinahe schon tägliche Horrorszenarien, grössere Unfälle, zahlreiche Personenschäden und viel Edelschrott. Meist BMWs. Derweil steigen die Prämien bei allen Versicherungen. Wir alle zahlen für die Folgen von Arroganz und Überheblichkeit gewisser respektloser Grünschnäbel. Besser gesagt für deren angerichtete Schäden. Das sind nicht selten sechsstellige Schadensummen. Pro Fall.

 

Klar, ich habe zur Kenntnis genommen, dass sich die Verkehrsdichte in den vergangenen vierzig Jahren verdoppelt, bei Motorrädern gar verfünffacht hat. Die Verkehrsdichte ist aber nur das eine. Auf das allgemeine Verhalten im Verkehr - Fairness, Disziplin, Nerven und Stil - kommt es an. Leider ist es so, dass statt dessen Egoismus und Kampfsucht vorherrschen, derweil andere Tugenden kaum noch vorhanden sind. Während die Fahrtechnik unbeurteilt bleibt, wird am Steuerrad - egal wie - der Nervenkitzel pausenlos gesucht. Es sind meist unerfahrene Neulenker, oft Jugendliche, vor allem junge Burschen, die gerade mal die Prüfung absolviert haben und mit Papi‘s Hilfe sogleich einen massiv übermotorisierten Boliden leasen und in Verkehr setzen. Kraft, Tempo und Arroganz, eine explosive Mischung. Ganz übel wird es, wenn die Mini-Rambos zudem noch Drogen konsumieren. Die Frage muss erlaubt sein, was genau eigentlich Fahrlehrer lehren und Experten prüfen.

 

Die Geschichte einfach ‚den Kids‘ zuzuschreiben, ist trotz alledem zu einfach. Man müsste sie halt auch respektvoll lehren wie man mit der gewählten Waffe umgeht und dass es um mehr als versicherten Blechschaden geht. Zu allererst müsste man da nebst den Fahrlehrern die Eltern in die Mangel nehmen. Es ist unter normalen Umständen absolut unmöglich, dass jungen Automobilisten sich solche Boliden überhaupt leisten können. Ausserdem braucht es geeignete Massnahmen, wissend, dass längst nicht jeder Möchtegern zum Fittipaldi taugt. Gas geben allerdings kann jeder Primate.

 

Die quasi Förderung des Kriegszustandes auf den Strassen durch Politiker und Juristen aber, resp. die aktuelle Gesetzeslage und Gerichte, welche darauf aufbauen müssen, tragen munter bei zur zusätzlichen Anheizung des täglichen Irrsinns. Die Polizei ist gar machtlos, heisst es heute bereits. Sogar das Bundesamt für Strassen Astra sieht keinen Bedarf für eine Einschränkung, die - zum Vergleich - bei Motorrädern ‚schon immer’ gegeben ist. Fahrzeugschäden sind schliesslich versichert und allfällige Tier- oder gar Menschenschäden...seufz!...die schlimme Kindheit, Drogen, Alkohol...herrjemine, was soll man machen?

 


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