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Warum wollen sich soviele Menschen aus dem Leben drängen lassen?

Sinnbild.  Quelle: Stadt Zürich. Stadtspital Waid und Triemli.
Sinnbild. Quelle: Stadt Zürich. Stadtspital Waid und Triemli.

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Marco Perroulaz ¦

MEINUNG

 

Von Zeit zu Zeit machen die Sterbehelfer von Dignitas und aktuell Exit Werbung für ihre ›Beihilfe zum Suizid‹ und die Boulevardpresse greift das Thema immer wieder dankbar auf, pusht ein bisschen hier und manipuliert ein bisschen da. Stets mit Blick auf die Politik, welche man damit unter Druck setzen möchte mit dem Ziel bestehende Gesetze aufzuweichen.

Im aktuellen Fall eines 24-jährigem Mannes, der sich nach einem Arbeitsunfall und Gehirnblutung wieder tapfer aufgerappelt hat und heute ansich gesund und stark ist, aber aus gewissen psychischen Problemen aus dem Leben scheiden möchte. Dieser vermutlich durch falsche Impulse gesetzte Wunsch ist das eine. Die aktive Beihilfe etwas ganz anderes. Seiner Schilderung nach setzt Exit dafür nämlich ein Mittel ein, welches über eine Infusion in den Körper gelangt. Doch sagt das Gesetz, dass ein Mittel vom Patienten selbständig eingenommen werden muss.

 

»Wie die zahlreichen Leserreaktionen zeigen, steht eine überwiegende Mehrheit der Sterbehilfe offen gegenüber«, lobt ›20 Minuten‹ die wohl finanziell angestossene Beitrags-Serie. Sie erläutert »So geben in einer nicht repräsentativen Umfrage von 90 Prozent der Leser an, Sterbehilfe für unheilbar Kranke zu befürworten.« Dabei beugt sie schonungslos die Zahlen. Die bisher teilnehmenden rund 5000 Leser quittierten nämlich die Frage »Befürworten Sie aktive Sterbehilfe?« zu 71 Prozent mit ›Ja, ich bin dafür‹, weitere 10 Prozent tendieren zu ›Eher Ja‹. Es gilt also die Regel der starken Aufrundung? Aber sei‘s drum, es besteht noch Hoffnung. Es gibt noch lebensbejahende Menschen. Knapp zwei von zehn Lesern sind gegen eine aktive Suizidhilfe.

Immerhin lässt ›20 Minuten‹ auch Ruth Baumann-Hölzle von der Stiftung Dialog Ethik zu Wort kommen. Sie weist darauf hin, dass junge Menschen einem enormen sozialen Druck ausgeliefert seien. Durch die Strömungen der aktuellen Zeit würden viele glauben, unbedingt makellos, leistungsfähig und schön sein zu müssen. Wenn aber der eigene Körper versage oder die Seele nicht mehr mit komme, würden sie sich komplett wertlos fühlen und einige würden gar glauben, der Gesellschaft zur Last zu fallen. Grundsätzlich bestand aber schon immer ein gewisser Druck, doch nur ganz wenige schieden aus dem Leben. Ist das Leben im Überfluss heute wirklich so anders? Sinnlos? Sind die Menschen in zunehmendem Masse des Lebens überdrüssig? No Future, no Fun?

Ich gebe es gerne zu, ich bin völlig gegen die Sterbehilfe und würde die Organisationen am liebsten dahin befördern, wo sie herkommen. In den Höllenschlund. Wir alle sind auf dieser Welt um Erfahrungen zu machen. Und manche bekommen dazu eben ein schweres Paket aufgebürdet. Doch ist das so gewollt, aus welchem Grund auch immer. Wär‘s anders, hätten wir nämlich diesen Knopf hinter dem Ohr. Gottes (oder meinetwegen Allahs) Schöpfung ist perfekt. Die meist irgendwie fehlgeleiteten Menschen, die so gerne anderen beim Sterben zuschauen, bräuchten wir jedenfalls ganz sicher nicht. 


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