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Vorwiegend Plastik bei Bio-Produkten

DMZ – UMWELT ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische ¦

 

Biologische Produkte erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit und man geht meist davon aus, dass auch ihre Verpackung umweltfreundlich ist. Nun zeigt jedoch ein Test der Stiftung Konsumentenschutz ein anderes Bild: Rund 84 Prozent der Bio-Gemüse sind in Plastikfolien eingehüllt. Ausgerechnet herkömmliche Produkte schneiden in Sachen Verpackung besser ab. Getestet wurden in zehn Läden in Basel und Bern die Verpackungen von insgesamt 221 Gurken, Tomaten, Peperoni und Äpfeln. Dies berichtete der Konsumentenschutz am Mittwoch. Es stellte sich heraus, dass im Gesamten 54 Prozent der angebotenen Produkte in Plastik verpackt waren. Dieses Ergebnis ist für umweltbewusste Konsumentinnen und Konsumenten sicherlich enttäuschend. Noch frustrierender ist aber wohl die Tatsache, dass die Plastikquote bei konventionell angebautem Obst und Gemüse bei 44 Prozent lag und bei den Bio-Produkten bei stattlichen 84 Prozent. Bei Migros, Lidl und Denner waren alle untersuchten Produkte in Plastik eingehüllt. Bei Coop und Aldi waren es 78 und 63 Prozent. Coop begründet die häufige Plastikverpackung mit dem Schweizer Lebensmittelgesetz, das die Kennzeichnung aller Bio-Produkte und deren Unterscheidung von herkömmlichen Produkten vorschreibt. Dies sei der Grund, warum man sich vor Jahren dazu entschlossen habe, konventionelle Produkte nicht in Plastik einzuhüllen und für Bio-Produkte hingegen Plastikverpackung einzusetzen. Das erklärt, warum die Quote für Plastikverpackungen nur bei 44 Prozent lag. Coop braucht mit 21 Prozent am wenigsten Plastik, Migros folgt mit 47 Prozent, Lidl mit 50 Prozent und das Schlusslicht Aldi kommt auf 60 Prozent. Wie die Stiftung Konsumentenschutz mitteilt, wurden keine Alternativen zu Plastik wie beispielsweise Netze aus Zellulose oder Kartons aus Graspapier gefunden. Das Angebot für Mehrwegsäcke bestehe nur bei Coop und Migros und habe auch wenig Sinn, wenn bei Gemüse und Obst bereits in Plastik eingepackt seien. Migros sagt, ihr Ziel sei klar die Verdoppelung des Offenverkaufs von Bio-Früchten und –Gemüsen im laufenden Jahr. Das Angebot bestehe heute schon bei vielen Bio-Produkten, doch nach wie vor würden deren Schutz und die Vermeidung von Food-Waste im Vordergrund stehen.

Ein weiteres Problem sei, dass offene Produkte oft angefasst, geprüft und zurückgelegt würden. Dies zwinge die Migros, bestimmte Artikel einzupacken. Ausserdem müsse man bei Offenverkauf auch eine bestimmt Umsatzschwelle erreichen, damit für diese Produkte nicht die Gefahr von Food-Waste bestehe.

 

Coop bestätigte, bestrebt zu sein, Bio-Früchte und -Gemüse wo immer möglich unverpackt oder mit einer ökologischen Verpackung anzubieten. Der Weg zu einer nachhaltigen Plastikreduktion sei aber ein langer Prozess. Weiter betonte Coop, Alternativen müssten ökologischer sein als die bisherigen und nicht zu mehr Food-Waste wegen kürzerer Haltbarkeit führen. Einige Produkte von Coop hätten bereits Gummiband mit Etikette, Kleber, Zellulose-Netze oder Graspapier.

Denner bestätigt ebenfalls, sich seit Jahren mit dem Plastikproblem zu befassen. Wie die anderen Detailhändler und Discounter begründete auch Denner den Einsatz von Plastik mit dem Schutz der Produkte vor Verderben und so Verminderung von Food-Waste. Im Vordergrund stehe die Frage, ob die Alternativen die Ökobilanz wirklich verbessern würden.

Wann und in welcher Art und Weise die Detailhändler und Discounter ihre Ziele umsetzen, wird sich zeigen.