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Guy Parmelin - Weinberge und Maulkörbe?

Abbauprodukte von Pestiziden belasten Grundwasser  (Bildquelle: Eawag – Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, Zürich)
Abbauprodukte von Pestiziden belasten Grundwasser (Bildquelle: Eawag – Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, Zürich)

DMZ - POLITIK / UMWELT ¦ Marco Perroulaz

KOMMENTAR

 

Bundesrat Guy Parmelin, davon ist ›Blick‹ überzeugt, hat als Landwirtschaftsminister und Weinbauer Schiss vor den bevorstehenden Initiativen zum Einsatz von Pestiziden. Er soll Bernhard Wehrli, Professor für aquatische Chemie an der ETH Zürich und am ETH-Wasserforschungsinstitut Eawag, einen Maulkorb verpasst haben, weil dieser sich traute, in einem Ende September erschienenen Gastkommentar in der NZZ Kritik an der bisherigen Pestizidstrategie des Bundesrats zu äussern und einen griffigen Gegenvorschlag zur Trinkwasser- und Pestizid-Initiative zu fördern.

 

Parmelin soll erklärt haben, »dass Angestellte der Eidgenossenschaft (inklusive Angestellte im ETH-Bereich) vom Bundesrat getroffene Entscheide nicht öffentlich kritisieren sollen«. Darauf hin sei ein Faktenblatt, ein sehr ernst zu nehmender, kritischer Bericht, unter den Teppich gekehrt worden, schreibt das Blatt. Und dieser Bericht, der jetzt seinen Weg ans Licht doch gefunden hat, hat es in sich. »Wasser ist durch Nitrat und Pestizide aus der Landwirtschaft belastet - Es besteht Handlungsbedarf!« steht ganz oben auf dem eawag-Dokument, das Parmelin offenbar so gerne bis nach der Abstimmung verheimlicht hätte. Klar definiert ist ebenso das Gefahrenpotential: »Negative Effekte auf Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen müssen befürchtet werden«. Brisant. Oder?

 

Unterdessen hat Guy Parmelin sich persönlich und in mehreren Sprachversionen in kurzen Videos via Twitter an die Öffentlichkeit gewendet und bezeichnet die publizierte Information als falsch. »Ich habe nie einen Maulkorb verhängt«, sagt er. Er möchte ganz im Gegenteil »einerseits die Unabhängigkeit der Wissenschaft und andrerseits ihre politische Neutralität sicherstellen«.

Leider bleibt der schale Nachgeschmack und manch einer fragt sich, ob sich unsere Politiker lieber als mit den faktischen Problemen im eigenen Lande mit dem Thema CO2 beschäftigen, das man mit gewissen Geldbeträgen (Sprich Steuer auf die Steuer der Steuer) ganz einfach vom Tisch bekommt. Und letztlich sollte es wohl auch diesmal so sein, wie es immer ist, harte Fakten werden erst nach einer Abstimmung bekannt gemacht. Dumm gelaufen, Herr Parmelin?


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