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Die Medien schlachten nun genüsslich auch die andere Seite aus und wieder einmal sind die Hater aktiv.

Bildquelle: lenzburg.ch
Bildquelle: lenzburg.ch

DMZ - SOZIALES ¦

 

Ein Trauerspiel und Mediengeschichte, die Medien gerne breittreten. Leider meist ohne die Gegenseite dazu anzuhören. Das Urteil ist schnell gefällt, die Schuldigen gefunden - auf zur Verurteilung.  

Wie schon so oft, wurden auch hier einige Leben zerstört, zumindest so verändert, dass nichts mehr sein wird wie zuvor. Verantwortung für diesen unmenschlichen Fehler wird niemand tragen - wie immer. Und mittendrin die unsäglichen und feigen Hater. Wir berichteten bereits x-fach über dieses Phänomen (siehe Textende).

 

Mediengemachte "Story"

Nachdem das einst "normale" Leben der Spielgruppenleiterin in Lenzburg übel durcheinander geschüttelt wurde, dass einem Angst und Bange wurde, schaffte sie es nach mehreren Tagen erst jetzt, sich dazu zu äussern. Zu gross war vorher die Angst, das beklemmende Gefühl, die Ohnmacht, die Ungläubigkeit ab soviel Hass ihrer Person gegenüber. Dabei hatte sie doch nichts falsch gemacht. In (fast) allen Medien prangten nun plötzlich Schlagzeilen wie "Zwillinge von schwulem Paar abgelehnt!". Alle schrien Skandal und wollten die Spielgruppenleiterin abgesetzt sehen. Der «Lenzburger Bezirksanzeiger» machte die "Geschichte" publik, bzw. kreierte diese mit ihrem Zutun gleich selber mit, wie meist bei Provinzmedien, ohne weiter zu recherchieren, oder die Gegenseite zu befragen. Gefährlich und nie ohne gravierende Folgen für betroffene Menschen.

 

Der Spielgruppenleiterin aus Lenzburg, hat man unschöne Aussagen in den Mund gelegt, weil sie die Zwillinge eines homosexuellen Väterpaars nicht in ihrer Gruppe aufnehmen wollte. Schon ging es viral und alle hackten auf der armen Frau rum, die nie solche Äusserungen gemacht hat. Frei nach dem Motto: "Hauptsache erst mal Homophobie rumposaunen und Opfer zum Täter machen". Eine schweizweite Empörungswelle vor allem in den (a)sozialen Medien, wollte nicht mehr verebben. Andere Schlaumeier wollten sich politische Vorteile verschaffen, indem sie sogar eine Demonstration in der Lenzburger Altstadt durchführten, initiiert von der Juso. Erbärmlich, ohne sich zuerst ein Bild zu verschaffen. So schnell geht es in der Schweiz, ein Menschenleben zu zerstören. Das versteht nur jemand, der selber betroffen ist von solchem Pöbelmist.

 

Einige Medien gaben sich gar erstaunt, dass sich Spielgruppenleiterin nicht zu diesen Vorwürfen äusserte. Wie sollte sie? Sie war am Boden zerstört ab soviel Hass gegen ihre Person.

 

Falsche "Aussagen" der Väter

Die Spielgruppenleiterin schildert den Ablauf der Geschehnisse ganz anders als das homosexuelle Väterpaars. Am 20. August habe sie eine Mail vom einen Vater erhalten, der einen Platz für Zwillinge suchte. Zu diesem Zeitpunkt sei die Spielgruppe aber eigentlich schon voll gewesen.

Dennoch habe sie am Nachmittag mit dem Vater telefoniert und die Möglichkeit besprochen, die Kinder wenigstens einen halben Tag pro Woche aufzunehmen. 

 

Nur weil die Spielgruppenleiterin nachgefragt habe, ob die Kinder eine Mutter haben, worauf der Vater verneinte und fragte, ob das ein Problem für sie sei,  habe sie ehrlich geantwortet, dass es bisher in ihrer Spielgruppe normal war, dass die Kinder ein Mami und einen Papi haben. Was soll daran verwerflich sein?

 

Sie sei unsicher gewesen, wie sie mit Kindern homosexueller Eltern im Spielgruppenalltag umgehen solle und wollte das mit dem Vater der Buben besprechen: «Was, wenn ich in der Spielgruppe Geschichten über Kinder mit Mami und Papi erzähle – und die Zwillinge zwei Papis haben? Auch befürchtete ich, sie könnten deswegen von den anderen Kindern gehänselt werden, oder dass schwierige Fragen auftauchen.»

Letztlich war die Tatsache, dass die Kinder (nur) Englisch sprechen der Auslöser gewesen, wieso eine Betreuung nicht möglich war. Das benötigt schliesslich besondere Aufmerksamkeit und ist in einer ohnehin schon vollen Gruppe nicht möglich. Kommt hinzu, dass die Spielgruppenleiterin selber nur ein paar Brocken Englisch spreche.

 

Der wahre Grund für die Absage

«Weil ich die Ressourcen nicht hatte, habe ich schliesslich abgesagt – und nicht, weil die Buben zwei Väter haben. Die Väter haben es aber wohl so aufgenommen, dass ich gegen homosexuelle Eltern bin.» Auf die Frage, ob sie deutschsprachige Kinder eines schwulen Paares aufnehmen würde, sagt die Spielgruppenleiterin: «Ja, auf jeden Fall.» Und sie ergänzt: «Hätten die beiden Väter bereits im Frühling für einen Platz im Herbst angefragt, hätte ich ganz klar zugesagt.»

 

Nach dem ersten Artikel des «Lenzburger Bezirksanzeigers» habe man ihr geraten, nicht weiter mit der Presse zu sprechen. Dadurch konnte sie sich aber auch nicht erklären.

«Ich stand nach all den Dutzenden Berichten komplett unter Schock und konnte nicht glauben, was alles auf mich runterprasselt und wie in allen Zeitungen der Schweiz falsche Sachen über mich geschrieben werden. Die Spielgruppe ist mein Herzblut und plötzlich war alles zerstört. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen soll und habe mich abgekapselt. Auch aus Selbstschutz.»

 

Die Wende in den Medien

Der Klassiker. Menschen verurteilen und deren Leben massiv erschweren, um dann die Erkenntnis zu haben, dass man falsch liegt. Der Leiterin wünschen wir viel Kraft in diesen schweren Stunden und hoffen, dass jede Person, welche die Spielgruppenleiterin persönlich angegangen ist, sich entsprechend bei ihr entschuldigt. Das ist das Wenigste, was die Hater tun können, statt sich nun im Kommentarspalten versuchen herauszureden.

 

 

Zum Thema:

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