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Missgunst – Neid hoch zwei

DMZ – GESELLSCHAFT/LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦

 

Viele Menschen sehen keinen Unterschied zwischen Neid und Missgunst und diese wenig noblen Charakterzüge gehören für sie untrennbar zusammen. Dennoch spürt man einen feinen Unterschied: Die Missgunst legt beim Neid noch mal „einen Zacken an Gemeinheit zu“. Überall, wo es Menschen hat, gibt es auch Neid und Missgunst, sei dies bei der Arbeit, im Sozial- oder Privatleben. Jeder von uns kann zuweilen auch einmal Neid oder Missgunst verspüren gegenüber anderen Menschen, die vermeintlich alles haben, was sie wollen oder eben das, was wir möchten.

 

Es ist wie so oft eine Frage des Grades und dem Umgang mit diesem Gefühl. Stets missgünstig zu sein, bringt uns selbst keinen Segen. Freund Duden bezeichnet Missgunst als ein „aus einer ablehnenden Haltung, Einstellung jemandem gegenüber entspringendes Gefühl, diesem beziehungsweise dieser, einen Erfolg, Vorteile oder Ähnliches nicht zu gönnen. In vielen Fällen ist so eine Definition sogar ganz aufschlussreich. Wie beim Neid versteckt sich also hinter der Missgunst der Wunsch, für sich zu haben, was andere an Gütern, Vorteilen oder Talenten besitzen. Missgunst geht jedoch eindeutig noch einen Schritt weiter in eine üble Richtung. Wo beim Neid einfach der Wunsch besteht, dasselbe für sich zu haben wie der andere, gönnt Missgunst dies anderen Menschen nicht, verübelt es ihnen sogar und wünscht ihnen oft „etwas Schlechteres“. Häufig hört man auch den Ausdruck „schwarzer Neid“. Dies ist die destruktive Art von Neid, also Missgunst hin bis zu Schadenfreude. Missgunst kann leider noch andere negative Haltungen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall in Rachsucht enden. Meist besteht Missgunst in Bereichen, wo sich diese Menschen selber unterlegen fühlen. Wenn auch Neid und Missgunst menschlich sind und auch stark vom Charakter und bestimmt auch Prägungen in der Kindheit abhängig sind, sollte man sich dennoch bewusst sein, dass damit je nach Ausprägung Probleme geschaffen werden, die dem Missgünstigen selbst am meisten schaden.

 

So kann Missgunst in starkem Grade den Betroffenen geradezu zerfressen, ihn sozial isolieren und schlussendlich krank machen. Ständig negative Gedanken zu haben und diese dann auch noch um sich auszusenden, kann keine positive Wirkung nach sich ziehen. An sich ist es ganz normal, sich zuweilen mit anderen Menschen zu vergleichen. Man sieht dann auch, wo man steht. Mit dem Ergebnis umzugehen, ist allerdings eine andere Sache. Nutzt man es konstruktiv, um an sich und seinen Zielen zu arbeiten oder lässt man Ego, Neid und sogar Missgunst ans Ruder? Nehmen diese Überhand, sollte nach dem Grund gesucht werden. Dieser liegt immer in der Person selbst, im wohl eher schwachen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Die Person, der man Dinge missgönnt, hat in den meisten Fällen gar nichts damit zu tun. Ist man sich dessen bewusst, kann die Arbeit beginnen, Missgunst zu überwinden. Dazu hilft es, die eigenen Stärken zu erkennen, auch einmal einen Perspektivenwechsel zu machen und Dankbarkeit zu üben.

 

Das Gefühl von Dankbarkeit schafft einen inneren Frieden, den auch Missgunst nicht zu zerstören vermag. Menschen, die die Missgunst anderer erfahren, spüren diese meist ohne Worte. Das kann auch sie stark erschüttern und es ist nicht einfach, damit umzugehen. Auch hier kommen wieder Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit ins Spiel. Man spürt entweder intuitiv, dass man solchen Menschen aus dem Weg gehen will, um sich zu schützen oder man tritt ihnen selbstbewusst entgegen. Dafür gibt es kein Rezept. Angenehm ist es sicherlich nie, der Missgunst anderer Menschen ausgesetzt zu sein und man sollte ihnen keine Macht geben und sich klein lassen machen. Wie wunderbar ist es, von Menschen umgeben zu sein, die zufrieden sind und die sich mit und für andere freuen können. Wenn wir selber genau wissen, wer wir sind, Dankbarkeit und Zufriedenheit spüren und auch ausstrahlen, werden Missgunst und Neid nicht mehr als ein schwacher Windstoss sein, der uns niemals aus dem Gleichgewicht bringen kann.


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