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Luxussteuer ärgert Hundehalter

Noch vor wenigen Jahren trugen die Hunde Hundemarken, heute ist alles Digital.
Noch vor wenigen Jahren trugen die Hunde Hundemarken, heute ist alles Digital.

DMZ - SOZIALES ¦ Marco Perroulaz ¦

 

Wer in der Schweiz einen Hund hält, ist ein Wohltäter der Öffentlichkeit und sollte entsprechend gewürdigt werden. So eine oft gehörte Meinung unter Hundehaltenden. Allerdings überhaupt nicht zur Freude der zahllosen Kynophobiker. Angeblich soll sich nämlich jeder zweite Mensch vor Hunden fürchten. Doch fürchten sich nicht wenige von ihnen auch vor Katzen. Sind sie also ganz einfach der Natur entrückt?

 

Tatsächlich schwemmt die Luxussteuer für Hunde, offiziell Hundesteuer genannt, weit über 50 Millionen Franken jährlich in Kantons- und Gemeindekassen. Zudem werden nicht wenige Dienst-, Rettungs- und Therapiehunde gehalten, von denen man bei Bedarf immer wieder gerne profitiert. Die wenigstens sind in den meisten Kantonen steuerbefreit.

 

Im Schnitt 100 Franken pro Hund, soviel haben die 550'000 Hunde in der Schweiz, respektive deren Frauchen und Herrchen, jährlich zu zahlen. Aufgerechnet ergibt sich daraus eine ganz hübsche Summe und niemand weiss so genau wofür. Vielerorts reichen diese Einnahmen nämlich für wesentlich mehr als die Entsorgung jeglichen öffentlich anfallenden Kehrichts. Innerhalb gewisser kantonaler Leitlinien dürfen die Gemeinden tatsächlich Hundesteuern erheben, die teilweise auch für Zwecke genutzt werden können, die gar nichts mit dem Hundewesen zu tun haben. Die Hundesteuer ist eine willkommene, munter sprudelnde Einnahmequelle.

 

Klar, die Beseitigung der Hinterlassenschaften kostet Geld. Die in der Schweiz allgegenwärtigen Robidogs verteuern die Sache noch, wenn auch einmalig.

Wer finanziert eigentlich öffentliche Abfallkörbe?

 

»Was mich daran aber ärgert«, erzählt Hundehalter E.S. (Name der Redaktion bekannt), »ist die Tatsache, dass der Kanton den weitaus grösseren Teil dieser Luxussteuer einstreicht, die uns Hundehaltern so wie keiner anderen Volksgruppe angelastet wird. Und der leistet dafür ziemlich genau Nichts. Nada! Sogar die Rechnungsstellung wird noch zusätzlich in Rechnung gestellt.«

 

Doch es ist nicht so sehr der Budgetposten, der Hundehalter ärgert, dieser ist im Verhältnis zum Jahresbudget von hochgerechnet 2500 Franken (Quelle: Tierwelt, 21.09.2016, Carmen Epp) ohne grosse Bedeutung. Nein, es ist für die Meisten, die sich darüber Gedanken machen, ganz einfach unfair. Schliesslich belasten noch ganz andere Gruppen die Umwelt und zwar oft noch viel mehr. Dort will aber offensichtlich niemand zugunsten der öffentlichen Hand Kasse machen, niemand sonst zahlt auch nur einen einzigen Franken Steuer für seine Passion.

Da wären geschätzte 1.6 Millionen oft unbetreute Katzen, mehr als 2500 Freizeitpferde (von insgesamt 105‘000 Equiden, also Pferde, Ponys und Kleinpferde, Esel, Maultiere und Maulesel, Quelle: Agroscope), rund 5.6 Millionen Radfahrer sowie 7.7 Millionen Smartphone-Benutzer. Zur Winterszeit gesellen sich auch noch rund 3 Millionen Skifahrer und Snowboarder dazu, die nicht einmal vollständig für die Transportkosten aufkommen. Jedenfalls jammern Skiliftbetreiber alle Jahre wieder und möchten gar die Betriebskosten der Öffentlichkeit überwälzen.

 

Lange Rede, kurzer Sinn, Hundehaltende fühlen sich grundsätzlich ungerecht behandelt. Und wie es scheint, völlig zurecht. Auch wenn sich die Höhe der Hundesteuer je nach Gemeinde sehr unterscheidet, ist sie doch gemäss einer aktuellen Recherche von Comparis innerhalb der letzten zehn Jahre unverhältnismässig um mehr als fünfzig Prozent angestiegen.


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