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Erdnüsse sind super, aber gefährlich

Vorsicht Erstickungsgefahr: Erdnüsse gehören nicht in die Hände unbeobachteter Kleinkinder
Vorsicht Erstickungsgefahr: Erdnüsse gehören nicht in die Hände unbeobachteter Kleinkinder

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Marco Perroulaz ¦

 

Erdnüsse waren in der kalten Jahreszeit schon immer bei Jung und Alt beliebt. Doch bei Kleinkindern gilt es vorsichtig zu sein. Besonders in der Advents- und Vorweihnachtszeit müssen Kleinkinder häufiger als sonst notfallmässig behandelt werden, nachdem sie sich an Erdnüssen verschluckt haben.

 

Die Erdnuss (arachis hypogaea) ist botanisch gesehen eine Hülsenfrucht, die sich zur Nuss gewandelt hat. Sie besteht zu fast fünfzig Prozent aus Fett, enthält viel pflanzliches Eiweiss und ist reich an wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie Ballaststoffen, aber arm an Kohlenhydraten. Dank geringem GI (Glykämischer Index) von 14 sind Erdnüsse auch für Diabetiker gut geeignet. Ausserdem können sie Herzerkrankungen und zu hohem Cholesterinspiegel entgegenwirken, für beruhigende Wirkung und sorgen für ruhigen Schlaf sowie weiche und geschmeidige Haut. Alles in allem gehören Erdnüsse klar zu den Superfoods und sind wertvoll für die Gesundheit.

 

Leider aber kann die beliebte ›Weihnachtsknabberei‹ für Babys und Kleinkinder zur grossen Gefahr werden. »Die kindliche Luftröhre hat einen Durchmesser von rund acht Millimetern und ist damit selbst nicht breiter als eine Erdnuss. Verschluckte Erdnüsse können bei Kleinkindern somit erhebliche Atemwegsbeschwerden auslösen und im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Atemwegsblockade führen«, warnt Prof. Dr. med. Nicolas Regamey, Leitender Arzt für Pneumologie am Kinderspital Luzern.

Ob verschluckt oder aus kindlicher Neugier in die Nase gesteckt - allein in den letzten drei Jahren wurden im Kinderspital Luzern und in der Klinik für Hals, Nasen, Ohren (HNO) des Luzerner Kantonsspitals LUKS rund fünfzig Säuglinge und Kleinkinder mit Fremdkörpern in der Nase oder in den tieferen Atemwegen behandelt. Am häufigsten waren dies Erdnüsse die in die Luftröhre geraten waren. Doch gibt es noch allerlei andere Gefahren.

»Gerade in der Adventszeit, wenn vielerorts kleinteilige, verschluckbare Weihnachtsdekorationen die Wohnungen und Häuser zieren, nutzen wir deshalb die Gelegenheit zur Sensibilisierung und möchten Eltern, Betreuer und Bezugspersonen auf die Gefahr der Atemwegsaspiration aufmerksam machen.«, sagt Prof. Dr. med. Thomas Linder, Chefarzt Klinik HNO.

 

Im besten Fall kann das Kind einen Fremdkörper selbst durch Husten wieder aus der Luftröhre befördern, im schlimmsten Fall droht jedoch akute Erstickungsgefahr: Gelangt der Fremdkörper in die unteren Atemwege, kann er sich in den Bronchien festsetzen. Mögliche Folgen sind Atemschwierigkeiten, Husten oder Lungenentzündungen.

»Auch später kann es zu einer gefährlichen Atemnot kommen, wenn der Fremdkörper durch anhaltendes Husten ungünstig verrutscht«, erklärt Linder weiter.

Wird die Fremdkörperaspiration nicht erkannt, kann dies zu chronischen Atemwegsproblemen beziehungsweise zu Funktionsstörungen eines gesamten Lungenlappens führen.

 

Notfall – das ist zu tun

Ruhe bewahren! Versuchen, dem Kind den Fremdkörper aus dem Mund zu nehmen. Vorsicht beim Herausholen mit den Fingern: Der Gegenstand könnte so noch weiter in den Rachen gelangen.

 

Das Kind atmet nicht mehr:

  • Rufen Sie unverzüglich den Sanitätsnotruf 144 an.
  • Säuglinge: Kind mit Gesicht nach unten auf den Unterarm nehmen und auf den Rücken klopfen.
  • Heimlich-Manöver, bei Kindern ab einem Jahr: Die Hände in der Mitte des Kinderbauches verschränken, sodass dieser eingedrückt wird, was das Aushusten des Fremdkörpers unterstützt. Achtung: Diesen Griff wegen Verletzungsgefahr nicht üben, sondern nur im Notfall anwenden.

Das Kind hat etwas verschluckt und hustet, aber atmet:

  • Das Kind vorerst in Ruhe lassen und beobachten.
  • Bei bleibendem Husten (auch wenn der Gegenstand inzwischen draussen ist) oder sonstigen Atembeschwerden den Arzt aufsuchen. Es könnte sich ein zweiter Fremdkörper in den Atemwegen befinden.

Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) ist das grösste Zentrumsspital der Schweiz. Es beschäftigt an den Standorten Luzern, Sursee und Wolhusen sowie in der Luzerner Höhenklinik Montana rund 7000 Mitarbeitende.

 

 

Quelle: LUKS Luzerner Kantonsspital und Recherche 


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