· 

Auspacken – ein Erlebnis mit bitterem Nachgeschmack

DMZ – WIRTSCHAFT/UMWELT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Wenn Verpackungen wichtiger zu sein scheinen als ihr Inhalt, sind die Folgen auch beim Designer, Entwickler und dem Abfallberg spürbar. Ursprünglich zum Schutz des Inhalts gedacht, muss die Verpackung heute eine weit wichtigere Rolle übernehmen: Der Kunde soll angelockt werden, Interesse und Neugier müssen geweckt werden.

 

Das alles endet idealerweise natürlich mit einem Kauf des Produkts. Das Ganze geht sogar noch weiter: Auf Youtube findet man spezielleFilmchen, die dem Unboxing, also dem Auspacken gewidmet sind und Millionen von Zuschauer erreichen. Verpackungsdesignerin Catherine Martin ist überzeugt, dass die höhere Bedeutung der Verpackung unter anderem beim Überangebot in den Läden zu suchen ist. Da es so viel von allem gebe, müssten sich die Produkte vor allem durch die Verpackung differenzieren. Schöne Verpackungen würden besser platziert und so auch rascher entdeckt. Weiter sagt Catherine Martin, bei zwei fast gleichwertigen Produkten werde das mit der schöneren Optik gekauft, auch wenn es über eine schlechtere Technologie verfüge.

 

Die Unternehmen würden die Verpackung nutzen, um die Marke zu stärken und auszubauen. Ein markantes Beispiel dafür sei Apple. Die weisse, schlichte und edle Verpackung mache das Produkt begehrlich. Die Verpackungsdesignerin sieht aber auch Grenzen und betont, die Verpackung dürfe niemals mehr versprechen als ihr eigentlicher Inhalt. Tatsache sei aber, dass das Auspacken ein Erlebnis werden solle und dadurch die Verpackungen auch viel aufwändiger seien und es dafür auch mehr verschiedene Materialien brauche. Philipp Rohrer, Kampagnenleiter Einwegplastik Greenpeace sieht dies als wahres Problem und sagt, Verpackungen seien wirklich das Symbol unserer Wegwerfgesellschaft. Die immer komplexeren Verpackungen würden auch vermehrt Probleme beim Entsorgen mit sich bringen. Sie würden ganz einfach weggeworfen und den ohnehin schon riesigen Abfallberg noch grösser machen. Die Siedlungsabfälle sind in den letzten 50 Jahren dreimal grösser geworden. Laut Zahlen des Bundesamts für Umwelt sind sie von 1970 bis 2018 von knapp 2 Millionen Tonnen auf über 6 Millionen Tonnen gestiegen.

 

Die Verpackungshersteller stehen vor einer wahren Herausforderung. Kalani Glanzmann, Geschäftsführer des Bieler Unternehmens „Glanzmann Verpackungen“ versucht nachhaltige Ausgangsmaterialien wie etwa Karton auf Grasbasis zu verwenden. Für ihn ist die Suche nach Lösungen, um alle Verpackungsmaterialien recyclingfähig zu machen, eine der Hauptaufgaben der Branche. Für Philipp Rohrer von Greenpeace sind jedoch Verbrennen und Recycling nicht echte Lösungen, um aus der Wegwerfgesellschaft herauszukommen. Dieser Meinung schliesst sich Verpackungsdesignerin Catherine Martin an. Ihr Anspruch ist es, solide Hüllen herzustellen, die wiederverwendbar sind. Dies wäre ein Weg, um Verpackungen vielleicht auch länger leben zu lassen als ihren Inhalt.

 

 

Quelle: srf news


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0