Von ehrlichen Menschen…

DMZ – GESELLSCHAFT/LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦

Mit der Ehrlichkeit ist das so eine Sache. Eigentlich sind sich beim Austausch über das Thema alle immer einig, dass Ehrlichkeit ein ethisches Prinzip ist, das eine der wichtigsten Grundlage für eine integrale und gesunde Gesellschaft darstellt. Eine mögliche Definition von Ehrlichkeit beschreibt eine ehrliche Person als jemanden, der ein treues und wahrhaftiges Verhalten zeigt.

Ehrlichkeit ist also die Eigenschaft, stets die Wahrheit zu sagen. In Ehrlichkeit steckt das Wort „Ehre“ im Sinne von tugendhaftem Verhalten und ebensolchem Auftreten. Doch ist diese Tugend wirklich so einfach zu leben? Dass in unserer Welt und Gesellschaft der Ehrlichkeit zunehmend misstraut wird, lässt einige Zweifel aufkommen. Doch richten wir den Fokus erst auf den einzelnen Menschen: Jeder spricht sich „offiziell“ für Ehrlichkeit aus und wir alle denken, dass wir mit dieser Eigenschaft denn auch gesegnet sind. Geht es aber darum, diese auch respektvoll in Tat umzusetzen, sieht es wieder etwas anders aus und ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört.

Wir alle brauchen sehr oft selbstgefällige Lügen, um Wahrheiten und Gefühle zu verdrehen. Dabei kann der Grund dafür von Angst bis hin zum Suchen unseres eigenen Vorteils reichen. Nicht in jeder Situation sagen wir „filterlos“, was wir denken. Tun wir es dennoch, wird oft mit dem Finger auf uns gezeigt und wir ernten Kritik für etwas, was wir selber als Wert ansehen. Es ist also nicht immer leicht, ganz nach den eigenen Vorstellungen von Ehrlichkeit zu leben, obwohl wir meist sehr genau wissen, was wir fühlen und kommunizieren möchten. Die sozialen Normen bringen uns in so manchen Situationen dazu, aus Angst, jemanden zu verletzen oder aufzufallen, die Ehrlichkeit etwas auszuschmücken. Sind wir aber wirklich grundehrlich zu uns selbst, wissen wir, dass absolut ehrliche Menschen unendlich wertvoll sind. Sie wollen nicht gefallen, hassen Heuchelei und kennen nur eine Form der Kommunikation: die Ehrlichkeit. So bleiben sie sich selber treu, sind loyal.

Sie kommen gut damit klar, auch einmal anzuecken und suchen echte, ehrliche Beziehungen zu Menschen, die es einfach auch Wert sind. Ehrliche Menschen sind mutig, willensstark. Wir erwarten von anderen Menschen immer, dass sie ehrlich sind und die Beziehung unter dem Zeichen des Vertrauens steht. So wichtig ist für uns die Gewissheit, dass der Mensch, dem wir vertrauen, jederzeit aufrichtig und ehrlich mit uns ist. Ehrliche Menschen erkennt man daran, dass sie keine Zeit investieren in Dinge, die sie unwichtig finden. Sie rechtfertigen sich nicht und verbringen ihre Zeit mit Menschen, die mit ihren Werten in Einklang stehen. Ehrliche Menschen brauchen keine Lügen, täuschen weder sich noch andere und tolerieren auch keine Lügen. Ein grosser Freundeskreis ist ehrlichen Menschen nicht so wichtig.

Aber mit den Menschen, die mit ihnen auf dem Weg sind, teilen sie eine zufriedenstellende, authentische und ehrliche Beziehung. Um ehrlich zu sein, brauchen wir also eine gehörige Portion Selbstwertgefühl. Kindern, denen Ehrlichkeit vorgelebt wurde, werden nach diesem Vorbild mit der Wahrheit umgehen. Viele Menschen zweifeln zu Recht daran, ob Ehrlichkeit überhaupt noch modern ist in einer Welt, wo Lügen bestens salonfähig geworden sind und man ehrlichen Menschen zunehmend misstraut. Es zu betrachten wie Thomas Carlyle, gibt dennoch Hoffnung: „Sieh zu, dass du ein ehrlicher Mensch wirst, denn damit sorgst du dafür, dass es einen Schurken weniger auf der Welt gibt.“