Literatur Festival "Die Rahmenhandlung - Interview mit Alex Flach von Michael Wäckerlin

Foto Alex Flach by Amanda Nikolic
Foto Alex Flach by Amanda Nikolic

DMZ – KULTUR - Rahmenhandlung ¦

 

Ein wundervolles Projekt von Alon Renner, seines Zeichens Musik-Manager.

Er lädt in sein Haus ein für eine Lesung der ganz besonderen Art. Ein Literatur Festival mit 16 Lesenden, namhaften Autorinnen und Autoren und spannende Menschen die lesen. In den Schlafzimmern, in der Bibliothek und in der Wohnstube. Vom 27.08 – 30.08.20 findet das Festival "DIE RAHMENHANDLUNG

- AUSGEWÄHLTE HAUSGESCHICHTEN" in Zürich Wiedikon statt.

Wir publizieren eine spannende Interview-Serie - Wir haben die 16 Lesenden gebeten sich gegenseitig zu interviewen.

 

Interview mit Alex Flach 

Von Michael Wäckerlin aka "The human Jukebox"

 

Alex Flach, Du bist bekannt als Journalist, Kolumnist und als «Mediensprecher» einiger namhafter Clubs und des Nachtlebens per se. Doch wer ist Alex Flach wirklich? 

Ein sehr emotionaler Mensch, dem seine Emotionalität auch immer wieder mal einen Stock zwischen die Beine wirft. Ein Mensch, der zwar gerne ausgeht, der aber auch sein Gewissen ständig ausgleichen muss: Auf einen Absturz folgt eine Wanderung, auf eine ungesunde Nacht mit zu viel Alkohol was Selbstgekochtes mit Fisch und Gemüse. Vielleicht ist es diese Tendenz zu Extremen kombiniert mit dem Bedürfnis nach einer ausgeglichenen Bilanz, die es mir verunmöglicht, einem Job bei einer Bank oder einer Versicherung nachzugehen, wie man es von einem Ökonomen eigentlich «erwartet». Handkehrum ist es wohl auch ebendiese Emotionalität, die mir mein Schreibtalent geschenkt hat.

 

Du hast Deine Hobbys und Passionen zu Deinem heutigen Beruf gemacht. Wann und wie hast Du bemerkt, dass Dein «altes» Leben so nicht weitergehen konnte?

Als ich bereits am Sonntagmittag, wegen der bevorstehenden montagmorgendlichen Hinfahrt zum Bürostuhl bei der Versicherung, den Seelenkoller gekriegt habe. Gegen Ende war es ein Gefühl, als ob eine Hand mein Herz umklammert und irgendwann konnte ich einfach nicht mehr am Montagmorgen in diesen Job zurückkehren. Das war nicht mein Leben und schon gar nicht meine Zukunft.

 

Wegen der Coronakrise hat die Event- und Clubbranche sowie das Nachtleben in der Schweiz seit Mitte März dieses Jahres eine sehr harte und schwierige Zeit. Wie hast Du die Zeit als Mr. Nightlife erlebt? Und hat sich Deine Arbeit dadurch verändert, wenn ja, wie?

Ich habe momentan keinen Job: Meine Clubkunden verdienen ja auch nichts, also kann ich ihnen ebenfalls keine Rechnungen stellen. Alles in allem ist das Verhalten der Tagespresse, eines Grossteils der Politik und des Gros der Öffentlichkeit dem Nachtleben gegenüber eine Schande: Keine 2 Prozent aller Ansteckungen (gemäss BAG) haben seit der Lockerung im Schweizer Nachtleben stattgefunden. Und trotzdem gelten die Clubs als der Virensumpf schlechthin: Hier wird eine ganze Branche aufgrund irgendwelcher Annahmen, es könnte ja irgendwann irgendwas geschehen, zerstört. Es ist dumm, beschämend und höchst verstörend. 

 

Darf man als «Mediensprecher» des Zürcher Nachtlebens seine eigene Meinung äussern oder reibt sich das mit den Clubs die man vertritt? 

Solange die Clubs, für die ich die Kommunikation mache, im entsprechenden Beitrag nicht erwähnt werden... klar. Und sowieso: Ich bin ja auch noch Chefredaktor der DRINKS Schweiz, des offiziellen Organs der Schweizer Barkeeper Union SBU. Sonst lasse ich mich einfach mit dieser Funktion ausweisen. Ich spreche während der Krise ausschliesslich für mich und somit kann ich auch alles sagen.

 

Aufgrund Deiner journalistischen Tätigkeit und auch dank Deiner Arbeit als Kolumnist beim Tages Anzeiger bist Du jetzt einer der Teilnehmer des Literaturfestivals «Die Rahmenhandlung» in Zürich. Wie ist es dazu gekommen? Und was dürfen wir von Dir erwarten respektive was werden wir von Dir vorgelesen bekommen?

Alon Renner, dem Veranstalter, gefällt mein Schreibstil, also hat er mich angefragt. Ist jetzt wohl nicht die aufregendste Antwort… ich adaptiere die Maske des Roten Todes von Edgar Allan Poe und lege die Geschichte auf die Coronakrise um. Wird etwas pietätlos und wohl nichts für Gemüter, die sich allzu schnell empören.

 

Hast Du einen bestimmen Antrieb oder eine bestimme Emotion die Dich in den Schreibmodus versetzt? Und ist Schreiben für Dich ein seelischer und/oder mentaler Reinigungsprozess? 

Ich liebe es an einzelnen Sätzen zu feilen. Ist sehr von der Tagesform abhängig: Manchmal bastle ich an einem Satz eine halbe Stunde und ein andermal benötige ich für einen ganzen Text nur 30 Minuten. Die Schreiblust kommt und geht, ganz so wie's ihr passt. Ein bisschen Zeitdruck hat bei mir auch noch nie geschadet.

 

Welche literarischen und journalistischen Vorbilder begleiten Deinen Werdegang? Hat Dich jemals ein Schriftstück zum Weinen gebracht oder Dich so beeinflusst, dass Du einen Teil Deines Lebens bewusst verändert hast?

Meine Kindheit war diesbezüglich höchst durchschnittlich: Karl May und Stephen King. Nein... leider (mit Ausrufezeichen) nein: Auch heute noch kann es vorkommen, dass ich bei guten Filmen oder bestimmten klassischen Stücken heule wie ein Schlosshund. Beim Lesen gab's das noch nie.... gefesselt, bezaubert, verstört, überrascht, beeindruckt.... aber noch nie weinerlich. Schade. Aber vielleicht habe ich auch immer die falschen Bücher gelesen. 

 

Auf wen dürfen wir uns sonst noch an Deinen Leseabenden freuen? Auf wen freust Du Dich ganz besonders?

Auf Zsu Zsu Sonderegger, die wandelnde Enzyklopädie. Die Allgemeinbildung dieser Frau bewegt sich in überaus beeindruckenden Gefilden....

 

Welche waren Deine letzten persönlichen Erfolgserlebnisse in Beruf und Privatleben? 

Dass der Öffentlichkeit schlagartig klar geworden ist, dass die Virenschleudern nicht im Club tanzen, sondern am Familientisch essen und Monopoly spielen. Recht zu kriegen und das erst noch mit einer Portion Schadenfreude kombinieren zu können... gibt nicht viel schöneres. 

 

Und zum Schluss: googlest Du Dich manchmal auch selber? 

Gibt es jemanden, der ganz ehrlich von sich selbst behaupten kann, das nie zu tun?

 

Zum Interview mit Michael Wäckerlin aka "The human Jukebox" von Alex Flach


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Kommentare: 1
  • #1

    Tsüri! (Montag, 24 August 2020 15:04)

    Da haben wir den Alex wieder. Ich bin so fei und nehme meinen Tsüi.ch Kommentar Copy&Paste mit Ergänzungen:

    "...das erst noch mit einer Portion Schadenfreude kombinieren zu können... gibt nicht viel Schöneres."
    Offensichtlich versteht Alex Flach nicht, dass Covid-19 ein Virus ist der Menschen tötet. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er "Schadenfreude" empfindet.
    Es ist durchaus möglich das BAG und deren Massnahmen und Aussagen zu kritisieren, ohne "Schadenfreude" zu empfinden. Leute die sich beim Monopoly anstecken werden es ihm danken!
    Vielleicht nimmt sich jemand aus seiner "Bubble" die Zeit, ihm zu erklären warum seine Aussage problematisch ist.
    Ach ja- Trump spricht und empfindet genau gleich, das nur so nebenbei.
    Ergänzung: Für alle Interessierten lohnt sich die Lektüre dieser Diskussion. Es fällt auf, dass Alex Flach nichts substanzielles zum Thema beizutragen hat (überraschend für einen "Club Mediensprecher"), dafür aber seine deutschen Kollegen sehr klarsichtig und erhellend formulieren: https://www.fazemag.de/der-grosse-club-round-table-wie-lange-kann-die-szene-noch-durchhalten/